Lieber Ernst! Endlich heute habe ich einen Brief von Dir bekommen, nachdem ich 14 Tage gewartet und mich zuletzt sehr um Dich geängstigt habe. Ich bin so froh, daß Du wohl und munter bist, aber das Bergsteigen kannst Du doch nicht lassen, dieser Art von Versuchungen unterliegst Du. Ich bin diese ganzen Tage traurig gewesen und einsam und besonders am 20. August, wo Du doch noch voriges Jahr bei mir warst. Ein Mann liebt doch ganz anders als eine Frau, ich könnte von Dir nicht so lange fortgehen, die Zeit kommt ja nicht wieder, das bißchen Leben rollt so rasch dahin, aber ich gönne Dir deshalb doch von ganzem Herzen Deine Reise, sie ist Deine Erholung, und für Deinen Körper, Deinen Geist und die Art Deiner Tätigkeit gehört jedes Jahr eine solche Auffrischung. Dcoh ein wenig beneide ich Dich, ich wäre so gern mit dabei gewesen. Norwegen muß doch sehr schön sein, und wie freue ich mich, daß es Deine Erwartungen übertrifft. Nun wünsche ich Dir noch, daß Du in Bergen einen guten Fang tust, dann kannst Du siegreich zurückkommen . . .