auf der einen Seite der Straße nicht die gegenüberliegenden Häuser erblicken
konnte. Bei dem ungeheuren Gedränge und Gewirre in den engen Straßen sind zahlreiche Unglücksfälle während eines
so dichten Rauchnebels unvermeidlich, und so fehlt es denn auch nicht an diesen Tagen an umgeworfenen Wagen,
überfahrenen Menschen und Karambolagen aller Art. Als die Sonne zuerst wieder sichtbar wurde, erschien sie als eine
matte, dunkelrote Scheibe ohne allen Glanz. Auch heute morgen war der Nebel so dicht, daß wir am Strande nicht das
Schiff sehen konnten, welches wenige Schritte von demselben entfernt lag. Erst als wir uns aus dem Bereiche der
City entfernten und als die ungeheuren Warenhäuser und Docks der östlichen Vorstädte Londons hinter uns lagen,
wurde es heller und klarer, und wir begrüßten mit Freude das seit 14 Tagen entbehrte Sonnenlicht . . .
Die Themsefahrt heute morgen von London ab war höchst unteressant. Einen Hafen von solchen Dimensionen gibt`s
allerdings in der ganzen Welt nicht wieder. In ganzen Reihen folgten hintereinander, auf beiden Uferseiten der
Themse, die kolossalen Docks, aus denen ganze Wälder von Masten hervorragen. Jedes einzelne dieser Docks kann es
schon mit einem tüchtigen Mittelmeerhafen aufnehmen; und nun diese Massen beisammen! Wie verschieden dagegen die
Schiffsmassen von Marseille, Neapel, Messina, von Hamburg und Bremen. In London ist alles kolossaler und massenhafter
als in allen anderen Häfen.
Die letzten Tage in London habe ich noch größtenteils mit dem Genuß des herrlichen Britischen Museums und des
ausgezeichneten Zoologischen Gartens zugebracht, sowie mit Abschiedsbesuchen bei denjenigen englischen
Naturforschern, mit denen ich am meisten verkehrt habe: Huxley, Lyell und Flower. Einen Tag habe ich auf den
Besuch von Kew verwendet, dessen Botanischer Garten sehr großartig und reich, obwohl nicht in dem Grade von den
übrigen ausgezeichnet ist, wie ich von der Schilderung erwartet hatte. Einen anderen Tag habe ich im Kristallpalast
zu Sydenham zugebracht, eine höchst großartige und reiche Ausstellung der verschiedenartigsten Kunst- und
Naturgegenstände. Besonders überraschend ist die sogenannte tropische Abteilung des riesigen Glaspalastes, welches
einen äußerst geschmackvollen, mit herrlichen Tropenpflanzen, Palmen, Bananen, Baumfarren usw. geschmückten Saal
darstellt, auf dem Boden ein Wasserbassin mit blühenden Lotospflanzen, an den Seiten ringsum sehr getreue
Darstellungen interessanter orientalischer Baudenkmäler, assyrische, ägyptische, maurische Paläste und kolossale
Statuen, den Löwenhof der Alhambra, einen ganzen ägyptischen Tempel, ein ganzes römisches Haus von Pompeji usw.
Alles ist auf das zierlichste und geschmackvollste mit tropischen Schlingpflanzen dekoriert, die Wände außerdem mit
zahllosen Merkwürdigkeiten geschmückt.
An dem Kristallpalast schließt sich ein großer Park an, in welchem höchst interessante plastische Nachbildungen
der kolossalen tertiären Säuge
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