12. Abschnitt: Ekuador und kurzer Abstecher in Kolumbien von Buenaventura in Richtung Cali.

In Guayaquil stellten wir fest, daß uns zwei Tage bis zur Abfahrt des Dampfers blieben. Wir beschlossen, daß Dr. Rimpau in der Umgebung sammeln sollte, während Dr. Ross nach Quito flog, um von dort aus zu sammeln.

Das Ergebnis Dr. Rimpaus waren zahlreiche Sorten von Phaseolus vulgaris und Phaseolus-Wildarten, die noch nicht bestimmt werden konnten.

Der Flug von Guayaquil nach Quito ging über unendliche Urwälder, die das gebirgige Innere des Landes bedecken. Aus ihnen ragten die Schneegipfel des Chimborazo und Cotopaxi hervor.

In Quito ging ich zur deutschen Botschaft und legte mein Interesse an einem Wagen dar, um in der Provinz Pichicha, Richtung Latacunga, zu sammeln. Die Botschaft war rührend bemüht, und es fand sich ein deutscher Bäckermeister, der sich erbot, mich mit seinem amerikanischen Straßenkreuzer zu fahren. Wir stellten fest, daß wir in derselben Stadt geboren waren. Er kannte meinen Vater. Es wurde eine nette Tour, aber angesichts des schönen Wagens musste ich auf irgendwelche Eskapaden auf Seitenwegen verzichten. So war das Ergebnis zwei Lupinen, Fuchsia, Bamarea, Gentiana, Peperomia, Crassula und eine andigena-Sorte, die wir auf einer von einem Deutschen geleiteten Farm erhielten.

Wichtig war der Einblick in die Formation des Paramo, die die Puna im Norden ablöst. Sie ist viel feuchter als die Puna, erhält nicht so oft Nachtfrost und liegt nicht so hoch. Die Bedingungen für die Entstehung von Phytophthoraresistenz unter den dort und im kolumbianischen Paramo vorkommenden Solanumarten sind durchaus gegeben.

Guayaquil ist eine lebhafte Hafenstadt, die von der Verschiffung der Landesprodukte Ekuadors lebt, d. s. Holz, Kakao, Kaffee, Bananen und Reis. Viele Deutsche leben hier in meist guten Verhältnissen.

Von Guayaquil unternahm ich außerdem noch eine kurze Autofahrt in nördlicher Richtung, um den Küstenregenwald zu sehen. Etwa ab 5 Grad Süd vermindert sich die Wirkung des Humboldtstromes auf das Küstenklima. Der Regenwald rückt dann immer näher an die Küste. Er war die dichteste Vegetationsform, die uns bis jetzt begegnet war. Solanumarten kommen dort nicht vor, aber Phaseolus, von der auch eine Form gesammelt wurde.

Schiff beim Beladen

In der Nacht vom 17. zum 18. Mai gingen wir an Bord der Kassel. Wir hatten die Freude zu erfahren, daß unser Gepäck in Callao gut an Bord gekommen war. Das Pflanzenmaterial wurde in den Vorraum des Kühlkellers bei 5 - 10 Grad verstaut und überstand die Überfahrt in gutem Zustand. Der Frachter "Kassel" hatte mit uns 6 Passagiere an Bord. Natürlich entwickelte sich nicht das Leben und Treiben wie auf der "Conte Biancamano". Doch tat uns die Ruhe wohl.

In Buenaventura (Kolumbien) bot sich zum letzten Mal Gelegenheit, die südamerikanische Vegetation kennenzulernen auf einer kurzen Taxifahrt in Richtung Cali. Es ging durch von Feuchtigkeit dampfende Regenwälder, aus denen wir einige Zierpflanzen (Araliaceen) mitnahmen.

Am 5. 6. kamen wir in Köln an.

Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundeslandwirtschaftsministerium, der Max-Planck-Gesellschaft und dem Auswärtigen Amt für die Unterstützung, die wir erhielten. Besonderen Dank sei Herrn Prof. Dr. W. Rudorf ausgesprochen, der uns zur Durchführung dieser Expedition auswählte. Öfter als es im vorliegenden Bericht erwähnt werden konnte, erleichterten die von Prof. Rudorf auf seiner Reise durch Nord- und Südamerika getroffenen Vorbereitungen unser Unternehmen.