Die Federbuschform findet sich unter den Compositen bei Kleinia neriifolia
in typischer Form, bei den atlantisch strauchigen Sonchus-Arten der
Sectio Dendrosonchus WEBB [ CHRIST, Spicileg., S. 169; Veget. S. 504 und
S. 472. ] in einer modifizierten Form in Bezug auf die Gestalt des Blattes.
Die Canaren beherbergen aus dieser Section 11 verschiedene Arten, von denen
Sonchus pinnatus AIT. auch auf Madeira wiederkehrt. Letztere Insel
besitzt noch 2 andere Arten, und auch den Capverden ist eine Art eigentümlich.
So reiht sich diese Artengruppe von Sonchus an die Tabaybas der
Gattung Euphorbia und an die strauchigen Echium-Arten an; sie
zeigen die Zersplitterung eines Pflanzentypus in zahlreichen nahestehenden
Formen, die oft nur auf eine einzige Insel beschränkt sind.
Die meisten dieser Sonchus-Arten gehören der basalen Region an uns sind
Bewohner der Felswände der Barrancos, einige aber dringen in den Barrancos höher
hinauf in die montane Region, sie bevorzugen also etwas feuchte Standorte
im Gegensatz zu den typischen Federbuschpflanzen der basalen Region
Euphorbia regis Jubae und Kleinia neriifolia.
Als typischer Vertreter ist Sonchus Jacquini DC. (S. fruticosus JACQ.,
non L. fil.) zu nennen, der auf Tenerife endemisch in Felsspalten der Schluchten
des Anagagebirges, an Felsen bei Bajamar und auch an Strandfelsen bei
Buenavista vorkommt [ BORNMÜLLER, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 488. ].
Wie Textfig. 25 zeigt, trägt der holzige, mehrere Decimeter lange einfache
oder wenig verzweigte Stamm endständige Rosetten von Blättern, die nicht
wie bei Kleinia schmal-lineale, sondern breite und tief fiederspaltige
Spreiten aufweisen. Durch die Zerschlitzung des Laubes in bewegliche Zipfel
wird die Gefahr des Zerreißens durch den Wind bedeutend vermindert.
Die übrigen Arten stellen ähnliche kleine Sträucher dar mit gewöhnlich 1/2 m
hohen holzigen Stengeln; ihre Blätter sind stets mehr oder weniger tief
fiederschnittig, mit breiten oder schmalen Blattzipfeln versehen, die
Federbuschform kommt mehr oder weniger zum Vorschein. Zwei Arten dieser
Sonchus-Sträucher aber verdienen ganz besondere Erwähnung,
Sonchus leptocephalus CASS. und Sonchus arboreus DC.
(= Prenanthes arborea BROUSS.), indem sie uns in der extremen
Zerteilung ihres Laubes in sehr lange, schmale, biegsame Fiederzipfel eine
Pflanzengestaltung vor Augen führen, die in ähnlicher Weise, wie bei der weiter
unten behandelten Plocama als eine Anpassung an das windige Klima
aufgefaßt werden können.
Sonchus leptocephalus CASS., der "Balillo", stellt einen wenigästigen
Strauch oder ein Zwergbäumchen von etwa 2 1/2 m Höhe dar, der an der
basalen Region an den trockensten Felsen, an exponierten Standorten vorkommt
und auf Tenerife häufig ist. Textfig. 25 [ Im Atlas von WEBB und BERTHELOT,
Taf. VI, ist dieses Bild mit Prenanthes arborea bezeichnet, es stellt aber
wie die Autoren der Phyt., T. III, p. 444 berichtigen, den S. leptocephalus
CASS. dar. ] nach WEBB und BERTHELOT giebt eine Vorstellung von seinem
Aussehen, und Textfig. 26, 4 von der Gestalt der großen, entfernt stehenden, in
schmal-lineale, seidig behaarte Zipfel geteilten Blätter, welche herabhängen
und leicht einen jeden Windstoß nachgeben. Sonchus arboreus DC., wird
ebenfalls übermannshoch, ist dem vorigen ähnlich gestaltet, nur in allen
Teilen kräftiger; er gehört zu den canarischen Endemen
sehr lokalen Vorkommens, sein einziger Standort liegt auf der Südseite von
Tenerife auf einem erloschenen Vulkan zwischen Santa Cruz und Guimar [ C. BOLLE,
Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. X, S. 18. ].
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1 Sonchus Jacquini DC. (S. fruticosus JACQU.), 1/10 nat. Gr.
2 Sonchus leptocephalus., 1/14 nat. Gr.
Nach WEBB et BERTHELOT, Atlas,
Taf. VI (cf. Phytogr. canar., T. III, p. 444).