Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Queensländer Politik. 11

Fossilien interessante Museum. Der Direktor Herr C. W. de Vis, bekannt durch zahlreiche paläontologische Untersuchungen, erwies mir später noch dadurch einen sehr großen Dienst, daß er mir bei der Erlangung von Embryonen der wunderbaren Sirenenart Dugong behilflich war.

Herr Hamilton führte mich in dem prächtigen Parlamentsgebäude herum, und ich wohnte einer Plenarsitzung bei. Die Gemüter befanden sich damals in lebhafter Gährung. Die australischen Kolonien haben ihre Sozialisten wie die alte Welt, und wenn dieselben auch in Queensland nicht solchen Einfluß ausüben wie in New South Wales, beginnt dort auch schon die ğArbeiterfrageĞ eine große Rolle zu spielen.

Eine andre Bewegung, die viel Staub aufwirbelt, zielt dahin, die riesige Kolonie Queensland in zwei oder lieber in drei Teile aufzulösen, einen südlichen, mittleren und nördlichen, die ebenso autonom sein sollen, wie jetzt die ganze Kolonie den übrigen australischen gegenüber ist. Früher sei ja auch Queensland unter dem Namen Moreton-Bay-Distrikt nur ein Teil von New South Wales gewesen und erst 1859 von diesem abgelöst worden. Ich will hier bemerken, daß die einzelnen Kolonien autonom nebeneinander stehen. Sie regieren sich selber, und die von England herübergesandten Gouverneure haben lediglich repräsentative Stellung und sind ebenso einflußlos auf die Gesetzgebungen der Kolonien, wie es der Souverän im englischen Mutterlande ist. Das einzige Band, das die australischen Kolonien zur Zeit meiner Anwesenheit dort untereinander verknüpfte, war der Besitz einer gemeinsamen in den australischen Gewässern stationierten Flotte unter Oberbefehl eines englischen Admirals. Zu ihrer Herstellung hatte man sich vor kurzem entschlossen, um im Falle, daß das Mutterland in einen Krieg verwickelt würde, vor plötzlichen Überraschungen durch fremde Seemächte einigermaßen geschützt zu sein.

Während nun viele Australier einen engeren Zusammenschluß der Kolonien etwa nach dem Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika schon damals erstrebten, ein Ziel, das bekanntlich durch die Föderation der australischen Kolonien neuerdings erreicht worden ist, wünschte man damals, und wünscht wohl auch noch heute in Nord- und Mittel-queensland die Aufteilung der großen Kolonie in drei. Dieser Wunsch entspringt lediglich wirtschaftlichen Erwägungen. Ein sehr großer Teil der Einkünfte der Kolonie fließt aus den zentralen und nördlichen Teilen, wo sich die ergiebigsten Goldminen und die größten Bestände an Rindern und Schafen finden. Die Mittel- und Nordqueensländer behaupten nun, daß bei der gegenwärtigen Zusammensetzung des


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003