Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Eine Mittagsgesellschaft im Camp. 121

Kindern. Herr McCord brachte zwei befreundete Squatters mit, die sich gerade zum Besuch in Coonambula befanden, Herrn Phil. Elliot von Ban-Ban und Herrn Humphery von Mount Debateable. Wir hatten in unserer mit Rinde gedeckten Laube ein sehr fröhliches Mahl. Meine Küche fand wieder die höchste Anerkennung, besonders von Seiten der Kinder. Nachher war große Fischerei unten am Fluß. Ich hatte vorher gesagt, wir könnten so viele Mullets fangen, als wir Lust hätten, da zu dieser Zeit diese schmackhaften Fische wunderbar bissen, wenn man an gewissen Stellen, die ich wohl kannte, die mit Fadenalgen beköderte Angel auswarf. Ich erlitt aber mit meinen Voraussagungen traurigen Schiffbruch; denn die klugen Fische, durch das Geräusch der zahlreichen Gesellschaft, das Geschrei und Auf- und Ablaufen der Kinder beunruhigt, räumten weislich das Feld vor uns, und die ganze Ausbeute betrug vier Mullets und einige andre geringere Fische. Früh am Nachmittag verließ mich mein Besuch wieder, weil ein Gewitter nach dem ungemein heißen Tage drohte. Nachts brach es los und beim Krachen des Donners und Heulen des Sturmes hörte ich ungeheure Mengen Wasser auf das Leinwanddach meines Zeltes niederströmen. Erst am Morgen ließ der Regen nach und das Wetter schien sich aufklären zu wollen. Nach dem Frühstück ritten wir alle vier zusammen an die Boyne-Mündung und gingen hier mit vereinten Kräften wieder an unsere gewohnte und leider so wenig ersprießliche Wasserarbeit. Kaum hatten wir uns entkleidet und waren in das Wasser hineingestiegen, so begann der Regen von neuem und steigerte sich bald zu einer derartigen Heftigkeit, daß ein ruhiges Arbeiten in diesem Unwetter unmöglich wurde. In strömendem Regen ritten wir in das Camp zurück; derselbe Regen am Nachmittag, derselbe in der Nacht, derselbe am nächsten Tage. So ging es während der folgenden Woche weiter, zuweilen ließ die Gewalt des Niederschlags nach und eine Wendung zum besseren schien bevorzustehen. Niemals aber kam es dazu, und auf vier trockne Stunden kamen immer 20, in denen der Regen niederrauschte, manchmal in feinen dünnen Fäden, manchmal wie ein richtiges Schauerbad.

In den ersten Tagen dieser Regenperiode konnten wir noch einigermaßen unsere Arbeit fortsetzen. Die Fischerei war sogar zuerst sehr ergiebig, so daß wir innerhalb zwei Tagen zehn Stück Ceratodus fingen, mehr als sonst in ebensovielen Wochen. Als aber der Regen andauerte, hörten die Fische wieder auf zu beißen.

Durch Untersuchung der inneren Organe hatte ich schon seit längerem festgestellt, daß die Fortpflanzungszeit des Beutelbären,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003