Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Mein Freund Jimmy.

geritten und wußte über alles das interessant und mit gesundem Urteil zu reden. Er liebte es sehr mit seiner Frau Ada zu mir zu kommen und irgendwo auf der Erde hockend Erinnerungen aus seinem Leben zum besten zu geben oder mir über die Gewohnheiten der Tiere, die beste Art sie zu jagen, zu berichten. Er war bei weitem der beste Jäger von allen meinen Leuten und erbeutete infolge seiner Schlauheit und Erfahrung meist doppelt so viel als der beste von den ändern, obwohl das Alter seine Kraft geschwächt und seine Geschmeidigkeit vermindert hatte. Trotzdem hätte er es auch jetzt noch im Kampfe leicht mit jedem ändern aufgenommen. Ich wurde etwas unruhig, als ich von der Mordgeschichte und der drohenden Blutrache hörte, denn ein Kampf der Schwarzen untereinander in meinem Camp hätte mich in ernste Verlegenheiten stürzen und höchst fatale Verwicklungen herbeiführen können. Alle Kenner der Schwarzen versicherten mir aber, daß Jimmy sicherlich bei einer der großen Stammeszusammenkünfte der Schwarzen, einer »Corrobori«, zur Tat schreiten würde, wenn sich dort eine Gelegenheit böte, schwerlich während des gewöhnlichen Camplebens, falls sich nicht die Gemüter einmal durch Schnaps erhitzten, den ich ja sorgfältig aus dem Camp fernhielt. Während ich die Schwarzen bei mir hatte, hat Jimmy denn auch nichts unternommen. Mackenzie ist ein Jahr später von einem ändern Schwarzen mit einer Keule erschlagen worden. Jimmy und Johnny leben, so viel ich weiß, noch beide, schweifen im Busch umher, jagen Wallabies, Possums und Bändikuts und gehen den Spuren des uns wissenschaftlich, ihnen selbst kulinarisch interessanten Ameisenigels in den dichten Scrubs des fernen Australiens nach.

Um die Lebensweise der Echidna und die Fangmethode der Schwarzen kennen zu lernen, habe ich letztere wiederholt den ganzen lag über begleitet, wenn sie auf Echidnajagd gingen. Meistens schloß ich mich Jimmy und Ada an, die meine besonderen Freunde waren. Die Schwarzen brachen stets erst einige Stunden nach Sonnenaufgang auf, wenn die Sonne schon hoch am Himmel stand und mit ihren Strahlen den Nachttau getrocknet, die Luft erwärmt hatte. Die Familien wanderten fast immer jede für sich, oft in verschiedenen Richtungen aus, die Familie Jimmy sechs Köpfe stark. Drei oder vier Hunde liefen mit, auch ein alter, von einer Squatterstation stammender Zinntopf, Tee, Zucker und Damper, aus meinen Vorräten stammend, wurden mitgenommen, denn an die Heimkehr wurde vor Sonnenuntergang nicht gedacht. Während die Weiber und Mädchen auf diesen Jagdausflügen und auf weitern Reisen alle Lasten zu schleppen hatten, gino-en die Männer und Knaben unbelastet. Die ersteren ließen

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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003