Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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342 Thursday Island und die Torresstraße.

meldete ein heller Schimmer im Osten die Sonne, und nie in meinem Leben habe ich das freundliche Tagesgestirn mit solcher Freude begrüßt, als nach jener Nacht. Die Moskitos fuhren übrigens noch eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang fort zu stechen und verschwanden erst dann in den Sumpfwäldern, als es voller, strahlender Tag geworden war.

Den Namen ğMoskitoĞ hat wohl schon jeder meiner Leser gehört, aber viele wissen nicht recht, welchen Begriff sie damit verbinden sollen. Moskito ist ein portugiesisches Wort und bedeutet einfach Stechmücke, und dieses Wort ist als Collectivname für alle möglichen Arten von Mücken (besonders Culiciden, Tipuliden, Simuliiden) in viele andere Sprachen übergegangen. Wir könnten von unsern deutschen Gelsen (Culex) und Schnacken (Tipula) mit demselben Recht als von Moskitos reden, als wir es tun, wenn wir im Süden Europas oder in den Tropen von denselben oder verwandten Arten zerstochen werden. In den Tropen und beispielsweise auch in Australien (Sydney) gibt es einige Arten, deren Stich besonders schmerzhaft und juckenerregend ist. Aber weniger darin liegt der Grund, daß fast jeder Tropenreisende von den Moskitos zu erzählen hat, als in ihrer viel größeren Zahl und Häufigkeit in warmen Ländern. Es ist klar, daß Schwärme, wie die, deren Angriff wir am Jardine River zu bestehen gehabt haben, eine Gegend geradezu unbewohnbar machen können. Ob die Plage schon so schlimm war, als der Missionär dort wohnte, glaube ich kaum; er würde sonst noch weniger lange ausgehalten haben. Auch in den Tropen ist in derselben Gegend diese Plage nicht zu allen Zeiten gleich schlimm. Schon manchmal ist es vorgekommen, daß man daran dachte, eine Niederlassung wegen der Moskitos zu räumen, als sich plötzlich und ohne erkennbaren Grund die Zustände besserten. Der Stand des Grundwassers, die Ausdehnung der stehenden Gewässer wird dafür wohl von besonderer Bedeutung sein.

Wenn auch in den wärmeren Breiten besonders häufig, kommen ungeheure Mückenschwärme doch ebenfalls im Norden vor, in Lappland und an den Küsten des nördlichen Sibiriens. In den unteren Donaugegenden treten im Frühjahr und Sommer wolkenähnliche Züge einer Kriebelmücke (Simulia) auf, deren ungemein giftige Stiche, wenn sie zu tausenden den Körper treffen, den Tod von Rindern, Pferden und selbst Menschen herbeiführen können. Da diese Art bei dem serbischen Dorfe Kolumbacz am häufigsten auftritt, wird sie Simulia columbacschensis genannt. Bei allen Mückenarten sind es bekanntlich nur die Weibchen, die stechen und Blut saugen.

Aber nicht nur durch Störung unserer Nachtruhe oder durch An-


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003