Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Die papuanische Rasse. 429

bewohnt nicht nur die Inselgruppen in nächster Nähe der Hauptinsel Neu-Guinea, die Kei- und Aru-Inseln, Mysol, Salawatti und Waigiu, sondern dehnt sich über den Bismarck-Archipel, die Salomon-Inseln und Neuen Hebriden bis nach Fidji und selbst bis nach Neu-Kaledonien aus, wo allerdings die Mischung mit fremden Elementen schon recht stark wird. Der Kreis der eben erwähnten Inseln wird geographisch als Melanesien bezeichnet und deshalb nennt man auch die ihn bewohnende Menschenrasse vielfach Melanesier und spricht, indem man den Ausdruck Papua für die Bewohner von Neu-Guinea zurückbehält, von Papuas und Melanesiern als etwas besonderem. Andere unterscheiden sogar in der Bevölkerung von Neu-Guinea selbst ein echt papuanisches von einem melanesischen Element. Da aber an der Zusammengehörigkeit der Rassen in diesem ganzen Gebiet nicht gezweifelt werden kann, ist es doch notwendig, einen Sammelnamen für den ganzen Rassenkomplex zu besitzen, unbeschadet der speziellen Gliederung und Untereinteilung. Ich gebrauche deshalb die Bezeichnung papuanische Rasse in diesem allgemeinen Sinne. Eine dunkelhäutige, wenngleich im allgemeinen mehr locken-als wollhaarige Rasse lebt in den Wald- und Berggegenden der Philippinen und wird, zusammen mit den dunklen kraushaarigen Semangs von Malakka, als die Rasse der Negritos bezeichnet. Ihnen scheint die Rasse der Mincopie, als deren typischer Vertreter die Bewohner der Andamanen gelten können, in mancher Beziehung nahe zu stehen. Ob eine nähere Verwandtschaft zwischen Negritos und Papuas wirklich vorhanden ist, ist eine schwierige und auf Grund unserer bisherigen Kenntnisse kaum zu beantwortende Frage. Ganz zweifelhaft ist die Stellung der dunkelhäutigen, lockenhaarigen Alfuren, die die Urbevölkerung einiger der größeren Molukken, der Inseln Ceram, Buru und Halmahera ausmachen. Vieles scheint mir dafür zu sprechen, daß dieselben papuanische Elemente assimiliert haben. Sehen wir von diesen und anderen kleineren Rassen ab, so finden wir die Papuas umgeben im Westen von den Malayen, im Süden von den Australiern, im Osten und Norden von den Polynesiern, drei Hauptrassen, von denen sie sich in äußerst frappanter Weise unterscheiden. Ich habe allein die Papuas von Neu-Guinea etwas näher kennen gelernt und spreche im Folgenden ausschließlich von ihnen und nicht von den stammverwandten Bewohnern der übrigen melanesischen Inseln. Neu-Guinea ist bekanntlich nach Grönland die größte Insel der Welt und übertrifft an Flächenraum das deutsche Reich ganz beträchtlich. Obwohl ich viele Hunderte von Kilometern der Küste von Neu-Guinea kennen gelernt habe, so ist das doch nur ein


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003