Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

534 Von Ambon nach Banda. Heimreise durch Indien.

ziemlich regelmäßige Ellipse darstellt und die ich genauer untersuchte, besitzt einen Längsdurchmesser von 43 Metern, einen Querdurchmesser von 27 Metern, die Tiefe der Einsenkung beträgt etwa 20 Meter. Das sehr geschützte Plätzchen war von den Bewohnern jener Höhen zu einer kleinen Djagung- oder Mais-Pflanzung benutzt worden. Auf der einen Hügelkuppe etwa 250 Meter über dem Meere zählte ich zwei, auf einer andern, ungefähr 50 Meter höheren, drei derartige Bildungen.

Den Gunong Nona selbst fand ich bis zu seinem Gipfel, der etwa 480 Meter über dem Meere liegt, von Korallen bedeckt. Die Aussicht von oben über das vegetationsstrotzende Leïtimor und Hitu, die hohen Gipfel des Salhutugebirges, nordöstlich davon die noch höhern von Ceram, die Außen- und Innenbai von Ambon und das unbegrenzte blaue Meer im Süden und Westen ist im Lichte der tropischen Morgensonne unbeschreiblich schön. 75 Meter unter dem Gipfel befinden sich wieder mehrere der eigentümlichen Dellen, von denen einige fast vollkommene Kreisform besitzen. Bei einer Tiefe von 20—30 Metern haben sie einen Durchmesser von mehreren hundert, in einem Falle sogar von 500 Metern. Die Böschungen gegen das Innere der Kessel sind hier meist erheblich sanfter als am Kati-Kati. Keine der Dellen enthielt Wasser, keine war ein Teil eines noch vorhandenen oder ehemaligen Wasserlaufs, denn sämtlich waren sie nach allen Seiten hin geschlossen.

Es ist klar, daß wir hier lagunenähnliche Bildungen in den Korallenriffen vor uns haben. Für die Lagunen echter Atolle möchte ich sie allerdings nicht halten, denn ihre Form ist häufiger unregelmäßig, als schön kreisförmig oder elliptisch, ihre Außenböschungen sind gewöhnlich sanfte, und der Umstand, daß sie sich in so verschiedenen Höhen finden, macht es höchst unwahrscheinlich, daß sie nach dem Darwinschen Senkungsschema entstanden sind. Sonst würden die »Atolle« des Kati-Kati doch wahrscheinlich zu gleicher Höhe emporragen, wie die auf dem Gipfel des Gunong Nona. Schon oben habe ich darauf hingewiesen, daß sich unter Umständen lagunenähnliche Bildungen auch in stationären oder Hebungsgebieten bilden können.

Überall findet man auf dem Gunong Nona und seinen Vorbergen, auch sonst noch vielfach auf den Bergen von Ambon, gut gehaltene Mais-, Bananen-, Tabak-, Areng- und Kokospflanzungen, die von den sogenannten Binungkus angelegt sind, Bewohnern der Insel Bouton im Südosten von Celebes und den vorgelagerten kleinern Inseln, zu denen auch das Inselchen Binungku gehört.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003