Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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7. Paläoklimatische Argumente.

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Der große karbonische Steinkohlengürtel, der sich durch Nordamerika, Europa, Kleinasien und China hindurchzieht, bildet in unserer Rekonstruktion (nicht auf der heutigen Erde!) einen Groß-kreis und zwar denjenigen, dessen Pol mitten im Vereisungsgebiet liegt; er fällt mit unserem Äquator zusammen.

Kohlen bedeuten, wie erwähnt, Regenklima. .Ein Regengürtel der wie hier die Erde in Gestalt eines Großkreises umgibt, kann natürlich durchaus nur der äquatoriale sein. Läßt sich dann obendrein feststellen, wie hier, daß er 90° von der Mitte

Abb. 36.

Eis, Moore und Wüsten im Perm.

E = Eisspuren ; K = Kohlen ; S = Salz ; 6 =z Gips; W = Wüstensandstein ; schraffiert = Trockengebiete. Nach Koppen-Wegener.

eines großen Inlandeisgebietes entfernt ist, so sind wir um so mehr berechtigt, auf seine äquatoriale Lage zu schließen. Es ist wichtig, sich klarzumachen, daß dieser Schluß durchaus unvermeidlich ist, gleichgültig, ob wir dabei von der Verschiebungstheorie ausgehen oder nicht. Die europäischen Kohlenfelder des Karbons liegen heute genau 80° nördlich der so eingehend untersuchten, sicheren Inlandeisspuren aus gleicher Zeit in Südafrika, wo wir Belege dafür haben, daß die Schneegrenze, wie heute nur in der Antarktis, den Meeresspiegel erreichte. Wegen des alpinen Zusammenschubes im Tertiär wird der Abstand zur Karbonzeit 10 bis 15° größer gewesen sein als heute, im übrigen aber kann die Lage Europas zu Südafrika keine wesentlichen Veränderungen durchgemacht haben. Es kann daher nicht der leiseste Zweifel daran herrschen, daß die europäischen Karbonkohlen zur Zeit ihrer


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003