Ernst Haeckel: Anthropogenie

Prometheus


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Und übe, dem Knaben gleich, der Disteln köpft,
An Eichen euch und Bergeshöhn;
Musst mir meine Erde doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Heerd, um dessen Gluth
Du mich beneidest.

Ichkenne nichts Aermeres
Unter der Sonn`, als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern und Gebetshauch eure Majestät
Und darbtet, wären nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war, nicht wusste wo aus noch ein,
Kehrtī ich mein verirrtes Auge zur Sonne,
Als wenn drüber wärī
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz, wie meinīs, sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir wider der Titanen Uebermuth?
Wer rettete vom Tode mich, von Sclaverei?
Hast du nicht Alles selbst vollendet, heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut, betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert je des Beladenen?
Hast du die Thränen gestillet je des Geängsteten?
Hat nich mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?

Wähntest du etwa, ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen, weil nicht alle
Blüthenträume reiften?

Hier sitzī ich, forme Menschen nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu geniessen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!

GOETHE




Je weiter Du wirst aufwärts gehn
Dein Blick wird immer allgemeiner,
Ein desto grösserīs Theil wirst Du vom Ganzen sehn
Und alles Einzelne immer kleiner!

GOETHE


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Erstellt am 12. Juli 2001 von Sebastian Högen Diese Seite ist Teil der online library von Kurt Stüber.
Erstellt von Sebastian Högen, Juli 2001.