runden, wellenförmig
aufeinanderfolgenden Sandsteinkuppen über den unabsehbaren Häusermeeren der Kaiserstadt hinzieht. Die letztere
übersieht man fast in allen Teilen sehr gut, da sie bedeutend tiefer liegt, als der auf dem höchten Außenpunkt der Stadt
liegende Südbahnhof, auf dem man im zweiten Stock des Gebäudes in die Wagen einsteigt. Auch weiterhin bleibt die
Bahn meist beträchtlich über der Ebene erhoben, so daß links der Blick frei über die weiten, grünen, fruchtbaren
Flächen bis zum Leithagebirg, das östlich den Horizont umzieht, hinschweift, während rechts (westlich) eine stete
Abwechslung der heitersten und buntesten Landschaftsbilder das Auge in ununterbrochener Aufmerksamkeit erhält.
Die Vorstädte Wiens setzen sich nach außen überall in große Dörfer fort, die durch die zahlreichen schönen Villen,
Gärten, Landhäuser, Parks und Sommerfrischen derreichen Wiener ein sehr anmutiges Ansehen erhalten und in stetem
bunten Wechsel bis über Baden hinaus am Fuße des grünen Kahlenbergs und weiterhin des Wiener Waldes sich hinziehen.
Den belebtesten, interessantesten und schönsten Teil dieses Zuges bildet die Strecke zwischen Brunn und Vöslau und
innerhalb dieser wieder diejenige von Mögling bis Baden.
In Mödling stiegen wir nach 3/4stündiger Fahrt aus und wanderten zunächst in den Brühl herauf, dem herrlichen
Kalkfelsental, in dem wir schon auf einer früheren Exkursion (am 9. Mai) die kostbaren Naturschönheiten hatten kennen
lernen, die Wiens nächste Umgebung so sehr von derjenigen aller andern großen deutschen Residenzen auszeichnen. Es ist
eigentlich eine enge, tief und zackig ausgeschnittene Schlucht, mit nacktem gelbem Kalkgestein und dunkelgrünen
Waldabhängen, überwiegend aus den sehr interessanten Pinus austriaca (sive nigricans) gebildet, einem
von unseren Föhren und Tannen im ganzen Habitus sehr abweichenden Nadelholz mit knorrig starkem, untersetztem Stamm
und fast schwarzgrüner Nadelkrone, die sich meist in Gestalt eines flachen doldenartigen Schirms über dem Gipfel des
meist niedrigen, dicken, aber bis hinauf zur Krone ganz kahlen und astfreien Stammes ausbreitet. Bald gleicht sie mehr
der Pinie, bald mehr der Kiefer, ist aber durch das düstere Schwarzgrün der Nadeln, die mattgraue Rinde des knotigen,
nackten Stammes und die kurze gedrungene Statur leicht schon von weitem zu unterscheiden. Einen ganz reizenden
Gegensatz bilden zu dieser österreichischen Schwarzföhre jetzt im Frühling die freudiggrünen Laubholzgruppen, die in der
lieblichsten bunten Zeichnung überall aus dem schwarzen Bergmantel der ersteren hervorleuchten und an Reinheit und
Intensität der prächtig hellgrünen Farbe mit den jungen Wiesenmatten wetteifern, die den Boden des Tals bekleiden. Selbst
die gelben Kalkfelsen nehmen sich in diesem Bilde recht gut aus, zumal sie stellenweis mit leuchtend bunten Blumenherden
bekleidet sind. Rechnet man dazu noch das bunte Leben, das die weit im Tal sich hinaufziehenden Land- und Bauernhäuser,
die geputzten Sonntagsbesucher und im Gegensatz dazu die zahlreichen
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