Ekel Italiens. Doch tat uns die Wärme seines Kaminfeuers und seines
schlechten Kaffess noch dieser Schneepartie sehr wohl, und mein Gefährte bewirtete mich noch dazu mit schöner
Leberwurst, mit der ihn seine Mutter in Kassel bepackt hatte; wogegen ich ihn mit Mutterchens trefflichem Quittenlikör,
der mich auf dieser ganzen sibirischen Tour lebenswarm erhalten hatte, erquicken konnte. In Airolo wurden wir nun
wieder aus unseren niedlichen kleinen offenen Schlittchen, die wir auf dieser Fahrt ordentlich liebgewonnen hatten,
in das Coupé eines großen, gedeckten Postschlittens umgepackt, mit welchem wir die weitere Fahrt bis Bellinzona
ohne besondere Erlebnisse vollendeten. Mein Gefährte hatte zwar seinen beiden Pistolen schußfertig in den
Brusttaschen und ich meine beiden Dolchmesser ebenfalls Kampfbereit, da die Post auf dieser berüchtigten Strecke von
tessinesischen Bravis zuweilen angefallen worden ist; indes hatten wir keine Gelegenheit, sie anzuwenden, und waren
auch bald, von der Anstrengung ermüdet, fest eingeschlafen. Von der Gegend konnten wir bei dem schwachen Schimmer
des Schnees nur wenig sehen, da Mondschein fehlte. Sie soll sehr schön sein. Um 1 1/2 Uhr früh waren wir in
Bellinzona, wo sich mein Gefährte nach herzlichem Abschied von mir trennte, um nach Mailand zu reisen. Ich fuhr nach
Magadino weiter, wo ich um 6 Uhr das Dampfschiff bestieg, das mich in vier Stunden über den Lago Maggiore nach
Arone führte. Die prachtvollen Uebergebirge des Sees waren dicht mit Schnee bedeckt, der an den nördlichen Gestaden
bis zum Wasser hinabstieg. Die ganze Fahrt war überaus schön. Die Sonne ging am wolkenlosen Himmel prachtvoll auf,
nachdem sie über die obersten Schneespitzen im Westen einen herrlichen morgenroten Schleier geworfen hatte. Die
Abwechslung der Landschaftsbilder, die schon im Sommer diesen See so reizend macht, war doppelt schön und
interessant durch den Kontrast der schneebedeckten Gebirgskrone mit der üppigen südlichen Vegetation, deren Spuren
(Oliven, Granaten, Zypressen, Aloen usw.) selbst jetzt überall an ihrem Fuß sichtbar waren. So bildete diese
herrliche Fahrt einen würdigen Abschluß dieses merkwürdigen Gotthardübergangs, den ich zu den interessantesten
Touren zähle, die ich je gemacht habe. Gefahr, Kosten und Mühe wurden durch die überaus herrlichen Naturgenüsse weit
aufgewogen.
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