Am Mittwoch, den 7. November, war das Meer schon am Morgen spiegelglatt, und als wir vor
Sonnenaufgang schon das Verdeck betraten, empfing uns der mildeste Hauch der südeuropäischen Luft. Der Sonnenaufgang
aus dem Meere war herrlich schön, wurde aber durch den prachtvollen Sonnenuntergang desselben Tages noch übertroffen.
Die Fahrt war den ganzen Tag über sehr schön und entschädigte uns ganz für die Leiden der letzten Tage. Besonders
erfreuten wir uns an dem Spiele einer großen Herde Delphine (Delphinus phocaena), welche unserem Schiff
mehrere Stunden lang folgten und sich ein Vergnügen daraus zu machen schienen, mit uns um die Wette zu schwimmen.
Es mochten einige dreißig oder zwanzig Tiere sein, welche in dem spiegelglatten Wasser herrlich zu sehen waren und
uns durch ihre kühnen Sprünge und ihre gewandten Schwimmkünste das größte Vergnügen bereiteten. Später unterhielt uns
ebenso das muntere Spiel der Möwenschwärme, welche das Schiff umkreisten.
Um 2 Uhr nachmittags kam das erste Land wieder in Sicht, nachdem wir fast voll 4 Tage hindurch nur Himmel und
Meer gesehen hatten. Zunächst erschienen zwei Inseln an der portugiesischen Küste, zwischen Lissabon und Oporto, in
äußerst malerischer Form, kühn und schroff aus dem Meere aufsteigend und im schönsten Purpurviolett glänzend. Je näher
wir ihnen kamen, desto heller und schärfer traten die machtigen Felsenwände mit ihren Seitenriffen aus dem Meere
empor. Bald folgte dann auch gegen Abend die Küste des portugiesiichen Festlandes, an der wir noch in der Dämmerung
mehrere weit hingestreckte weißglänzende Städte unterscheiden konnten. Nun folgte eine Reihe von Leuchtfeuern, bis wir
endlich um 10 Uhr abends den Hafen von Lissabon erreicht hatten und in der Tajo-Mündung die Anker fallen ließen.
Heute morgen, Donnerstag, den 8. November, begann nun die äußerst lächerliche Quarantänekomödie, welche uns den
ganzen Tag hindurch amüsierrt und unterhalten hat. Schon am frühen Morgen erschien die Sanitätsbarke, als welcher ein
echer Hakim sich erhob und mit höchst gravitätischer Miene die Schiffspapiere forderte, welche er mittels einer Gabel
in Empfang nahm und sorgfältig durchräucherte, ehe er sie las. Dann wurden usn, da wir aus einem infizierten Hafen
kamen, 5 Tage Quarantäne diktiert, welche wir in dem Lazarett zubringen mußten. Vorn am Schiffe wurde die gelbe
Pestflagge aufgehißt und somit aller verkehr mit den Schiff untersagt. Eine besonders durchräucherte Barke setzte uns
dann an die Südküste des Tajo, wo sich das Lazarett oder das neue Quarantänegebäude auf schroffem Felsen erhebt.
Es ist das schönstgelegene Lazarett, das man sich denken kann, mit der prachtvollsten Aussicht auf den Tajo und die
gegenüberliegende Hauptstadt, deren herrlicher Anblick uns heute den ganzen Tag gefesselt hat. Zwar sind die Hügelreihen
und die höheren Bergketten, welche sich über den weißen Häuser- und Palastreihen der Residenzstadt erheben, sehr
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