kräftigen Bewegung auszusetzen. In den herrlichen
Gärten der Villa, voll der seltensten, schönsten und größten Gewächse tropischer Art, brachten wir sehr erquickende
Ruhestunden zu und ergötzten uns an dem Anblick des paradiesischen Tales von Orotava mit seiner Masse von Palmen
und Drachenbäumen, Bananen und Kolokasien, Bambusen und Bignonien. Est am Nachmittag des 28. November hatte wir
wieder so viele Kräfte gesammelt, um nach Puerto Orotava, eine Stunde entfernt, langsam herabzugehen und uns in
Herrn Wildprets Botanischen Garten zu erquicken.
Wir blieben die Nacht in Puerto und benutzten die beiden foldenden Tage beim herrlichsten, nur etwas zu heißem
Wetter zu einem Ausflug nach der Nordwestseite von Teneriffa. Greef und Fol machten die Tour zu Pferde, Miklucho
und ich zu Fuß.
Am Donnerstag, den 29. November, morgens 7 Uhr verließen wir Puerto Orotava und wanderten zunächst längs der
Küste nach dem reizenden, am Fuße der Caguadas gelegenen Dorf Realejo. Von dort bis S. Juan de la Rambla führt einer
der reizendsten Wege, welche ich kenne, vielleicht der schönste der Kanarischen Inseln. Der Pfad schlängelt sich in
zahllosen Windungen bergauf, bergab, an der höchst wilden und malerischen Nordküste hin, meist am Fuße von sehr steil
aufsteigenden 2-3000 Fuß hohen Felsen, welche höchst malerisch mit Gruppen von Palmen und Drachenbäumen bewachsen
sind, während die tiefen, wilden Schluchten (Barrancos), welche die zerklüsteten Lavarücken scheiden,
und in denen frischt Bäche rieseln, mit dem prachtvollsten Grün der Bananen und Kolokasien ausgefüllt sind. Die
einzelnen Häusergruppen an diesem überaus schönen Küstenstrich sind sehr malerisch, und ich bedauerte sehr
lebhaft, keine Zeit zu Aquarellen zu haben. Die Blicke nach dem östlichen Teil der Insel geben den schönsten
Hintergrund. Die folgende Strecke von Rambla bis Icod dagegen ist höchst öde und wüst, die gelben Bimsstein-
und schwarzen Lavafelder nur mit kaktisartigen Euphorbien und Kleinien bewachsen. In Icod de los Vinos langten wir
um 2 Uhr mittags ganz in Schweiß gebadet an. Gegen Abend gingen wir an den Strand hinunter, wo wir mit Fackeln eine
der großen Guanchen-Höhlen besuchten. Die Nacht war eine der flohreichsten auf der ganzen Reise; wir konnten kaum
schlafen.
Freitag, den 30. November, gingen wir morgens ganz früh bei dem herrlichsten Wetter in dem schönen Tale von Icod
de los Vinos nach dem eine Stunde entfernten Garachico (an der Küste) hinab, uns an der herrlichen subtropischen
Vegetation erfreuend: Drachenbäume von märchenhafter Form und Größe, Bananengruppen in der herrlichsten Mischung
mit Palmen und Bambusen, prachtvolle Farnkräuter mit efeugleichen Wedeln, Zuckerrohr- und Kaktusfeldern. Um 11 Uhr
brachen wir von Icod de los Vinos auf, um auf dem oberen Wege nach Villa Orotava über das Gebirge zurückzukehren.
Dieser Weg ist ganz verschieden von
|
Faxsimile (Scan) dieser Textseite.
|