dem unteren Küstenweg, nicht so schön, aber auch sehr
interessant. Er führt lange Strecken bergauf, bergab, durch wilde Schluchten und über steile Höhen, zum Teil durch
kanarischen Kiefernwald, weiterhin durch Erika- und Lorbeerwälder. Höchst großartige, wilde Barrancos, vom Fuß des
Piton bis zur Küste hinab den Berg spaltend, unterbrechen den Weg. Der Anblick war reizend schön, besonders der
Blick in das Tal von Orotava, von der Höhe von Icod los altos herab. Um 6 Uhr abends langten wir sehr ermüdet von
sechsstündigem Marsch in Villa Orotava an.
Arrecife auf Lanzarote, 9. Dezember 1866.
Endlich, endlich sind wir am langersehnten Ziel unserer Reise angelangt und haben den festen Boden unter den
Füßen, welcher uns hoffentlich im nächsten Vierteljahr reiche zoologische Ausbeute liefern wird. Was wir seit den
wenigen Stunden unserer Ankunft von Arrecife gesehen haben, hat die hochgespannten Erwartungen, die wir für unsere
pelagischen Expeditionen hegen, sehr befriedigt. Der Hafen ist zwar klein, aber der beste, bei weitem der beste,
oder vielmehr der einzige in dem ganzen kanarischen Archipelagus, da alle übrigen sogenannten Häfen (S. Cruz und
Puerto Orotava auf Teneriffa, Puerto Luz auf Gran Canaria, Puerto de Cabras auf Fuerteventura) nur offene Reeden
sind, auf denen die Schiffe so gut wie keinen Schutz vor dem Winde finden. Hier dagegen bildet die Küste drei
ringsum trefflich geschlossene Becken nebeneinander, von denen das größte umfangreich genug ist, um eine Flotte von
50 großen Schiffen aufzunehmen. Das Wasser darin ist klar und still, selbst wenn der Ozean draußen so bewegt wie
heute ist. Dazu liefert das eine der drei Becken, welches bei Ebbe fast ganz trocken wird, den trefflichsten,
reich mit Tang bewachsenen Ebbestrand, in welchem es von Tieren aller Art wimmelt, sodaß wir auf die reichste
Ernte rechnen dürfen.
Gleich unser erster Gang heute nach der Ankunft war nach diesem Strand gerichtet, wo wir das erste Seebad in den
afrikanischen Gewässern Lanzarotes nahmen bei einer Hitze von 22-24o R im Schatten, außerordentlich
wohltuend. Beim Tauchen holte ich einen Stein aus der Tiefe, welcher eine wunderschöne, violette, wie es scheint,
neue Spongie trug, ferner herrliche Aszidien und die merkwürdige Caulerpa vitifolia, welche zuerst
Humboldt auf Lanzarote entdeckte und welche seitdem nicht wieder untersucht worden ist. Andere Steine am Strande
waren mit sehr schönen Serpulen und Cirripedien besetzt, und zwischen den Steinen lagen massenhaft die zierlichen
weißen Schalen der Spirula Peronii ausgeworfen, eines sehr merkwürdigen, sehr wenig bekannten Zephalopoden,
den wir stark hoffen,lebendig zu fangen.
So war denn gleich der erste Gang an den Strand sehr glückverheißend, und wir hoffen auf reiche, anziehende Arbeit,
sobald wir nur erst definitiv eingerichtet sind. Diese Einrichtung wird allerdings noch einige Mühe
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