größeren Spaziergang machen. Doch brannte die Sonne so
furchtbar heiß von dem wolkenlosen Himmel (die Hitze stieg sicher über 30o!), daß wir ganz erschöpft unter
einem Bananen- und Tamariskengebüsch lange Siesta hielten.
Um 5 Uhr bestiegen wir die Rosalia, das kleine elende Correoboot, welches uns über Fuerteventura hierher führen
sollte. Während das Boot bei gutem Wind hierzu 30-35 Stunden braucht, mußten wir bei widrigem Ostwind 4 Tage und
Nächte dazu verwenden, welche bei der miserablen Beschaffenheit des Fahrzeugs wirklich martervoll wurden. Zwar
waren außer uns 4 Naturforschern und der Mannschaft nur noch 2 Passagiere, Bauerm von Lanzarote, an Bord. Allein der
Bord war so überladen mit Vieh und Früchten, daß wir nirgends ein erträgliches Sitzplätzchen erwerben konnten und
entweder unten in der Kajüte schmachteten, oder oben auf eine einem Haufen Fruchtkörben zwischen Ochsen uns
Schweinen herumklettern mußten. Leider konnten wir so auch die Nächte nicht auf dem Verdeck zubringen, sondern waren
gezwungen, uns in die scheußliche Kajüte einpferchen zu lassen, welche schlimmer als das schlimmste Zuchthaus war, ein
dunkles Loch ohne Fenster, 6 Fuß lang, 2-3 Fuß breit, umgeben von zehn paarweise übereinander gelegenen Holzkästen
von 4 Fuß Länge, 2 Fuß Breite. In diesen elenden Kästen, welche die Stelle der Kojen vertreten, mußten wir unseren
armen Kadaver einzwängen, noch dazu ohne alle Unterlagen von Matrazen und dergleichen; dabei war das ganze Kajütenloch
aber so schmierig und übelriechend wie der vordere Teil des Schiffes, auf welchem sich die Schweine und Ochsen
zusammengepfercht befanden. Natürlich wimmelte es von Insekten aller Art: Flöhe habe ich noch nie in solchen Massen
beisammen gesehen, selbst nich vor 8 Tagen in Icod de los Vinos, wo jeder von uns in einer Nacht zwischen 50-200
Flohstiche erhielt; Wanzen waren noch zahlreicher als in Orotava; Schaben (Blatta) liefen in Scharen über
den geplagten Kadaver hinweg; und als schlimmstes von allen bedrohten uns noch die Läuse, welche sich die
Schiffsmannschaft gegenseitig von ihren wie gepudert aussehenden schwarzen Häuptern ablas und mit großem Appetik
verspeiste. Die Mannschaft selbst war viehisch roh, am meisten der Kapitän, dessen Hauptvergnügen darin bestand,
Hund auf die Schiffsjungen zu hetzen oder diese mit Seilen oder Rohrstäben zu prügeln. Noch nie habe ich einen so
scheußlichen Aufenthalt in so nichtswürdiger Gesellschaft gehabt, und darin mußten wir vier ganze Tage und Nächte
in der allerunbequemsten Lage aushalten, wobei uns das starke Schaukeln des kleinen Schiffes in den hohen Wellen immer
von einer Seite auf die andere warf. Fast beneidete ich den armen Greeff und Miklucho, welche in ihrer Seekrankheit
ihre Leiden nicht so fühlten wie Fol und ich. Als wir endlich gestern mittag durch die Becagna zwischen Lanzarote
und Fuerteventura hindurchfuhren, hatten Fol und ich die größte Lust, über Bord zu springen und nach Lanzarote
hinüber zu
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