schwimmen; leider gingen aber die Wellen zu hoch, und der Kanal war doch zu breit, um
es wagen zu können. Zu den anderen Leiden kam auch noch der Hunger, da wir nur auf einen Tag Proviant mitgenommen
hatten; und wir mußten uns teils mit halbfaulen Fischen, teils mit Gofio oder geröstetem Maismehl, der Hauptnahrung der
Kanarier begnügen. Meine Gefährten, die noch mehr als ich litten, schworen hoch und teuer, niemals wieder ein so
vermaledeites Segelboot zu besteigen. Glücklicherweise wurde in der letzten Nacht der Ostwind so stark, daß die Rosalia
nicht in ihrem nächsten Bestimmungsort, Puerto Cabras auf Lanzarote, anlaufen konnte, sondern direkt hierher gehen
mußte; fast wären wir noch eine fünfte und sechste Nacht unterwegs gewesen!
Von der Bevölkerung der Kanarischen Inseln sind wir nicht sehr erbaut. Sie stehen sehr wenig über dem Gorilla.
Wir erfreuen uns alle vier trotz der gewaltigen Strapazen der letzten Wochen der trefflichsten Gesundheit. Das Klima
ist herrliche, nur etwas zu heiß. Hier auf Lanzarote gibt es nur Zisternenwasser. Soeben erscheinen drei Dromedare,
um unser Gepäck vom Strande nach der Fonda zu befördern. Das einhöckrige Kamel ist hier auf Lanzarote das gewöhnliche
Lasttier, daneben existieren noch viele Esel.
Arrecife (Lanzarote), 17. Dezember 1866.
Seit 8 Tagen sind wir nun auf der Insel, welche unsere zoologische Beobachtungsstation für das nächste Vierteljahr
und somit das Hauptziel unserer Reise sein wird, Wir haben uns bereits hinreichend umgesehen, um einen vollständigen
Eindruck von dem seltsamen Charakter dieses einsamen Eilandes zu besitzen, welches bisher erst von wenigen
Naturforschern, und von diesen nur auf wenige Tage, besucht worden ist. Wir sind die ersten Naturforscher, welche
auf längere Zeit sich in dem öden Arrecife festsetzen, und zugleich die ersten Zoologen, welche sich Lanzarotes Fauna
zum speziellen Untersuchungsobjekt erwählt haben, abgesehen vom Webb und Berthelot, welche nur gelegentlich und nur
oberflächlich sich mit derselben beschäftigt haben. So viel wir bis jetzt urteilen können, ist unsere Wahl sehr
glücklich gewesen, denn der herrliche Hafen von Arrecife ist nicht nur der beste, oder vielleicht der einzige sichere
Hafen der Kanarischen Inseln, sondern er ist für unseren speziellen Zweck, und namentlich für die pelagische Fischerei,
so ausgezeichnet günstig, als wir nur irgend wünschen und verlangen können. Leider haben wir bis jetzt unsere
eigentliche Arbeit noch nicht beginnen können, da die Wohnung, in welcher wir uns häuslich einrichten werden, erst
morgen von ihren bisherigen Besitzern verlassen wird. Anfangs hatte das Auffinden einer passenden oder selbst nur
erträglichen Wohnung die größten Schwierigkeiten, und wir können sehr froh sein, daß wir glücklicherweise doch noch
eine solche erbeutet haben; auch die verlorenenen letzten 8 Tage können darüber wohl noch verschmerzt werden. Wir haben
diese Zeit benutzt, uns in dem
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