davon möglichst freizuhalten. Diese Seebäder, welche wir jeden Abend
nach Sonnenuntergang an einer sandigen Stelle des Strandes nehmen, sind die größte Erquickung. Das Wasser hat fast
immer 13-14o, die Luft fast konstant 15-16o R; nur mittags wird es oft etwas heiß, das
Thermometer steigt dann (z.B. am Neujahrstage) in der Sonne auf 25-26o. Die Nächte sind nur wenig kühler
als der Tag. Im ganzen ist die Temperatur sehr gleichmäßig, so wie die Sonne fast immer in gleicher Klarheit von
dem wolkenlosen Himmel herabstrahlt. Regen haben wir erst einmal, am Neujahrstage, bei großer Wärme gehabt.
Das Klima würde herrliche sein und die köstliche Vegetation begünstigen, wenn nicht der absolute Wassermangel die
ganze vulkanische Insel zu einer baumlosen und überhaupt pflanzenleeren Wüste machte. In ganz Arrecife und in seiner
Umgebung, soweit das Auge reicht, ist nicht ein Baum, nicht ein Strauch, geschweige denn ein Garten oder eine
Promenade zu sehen. Selbst die grünen Kaktusfelder, auf denen die Kochenille gezogen wird, beginnen erst in
beträchtlicher Entfernung der Stadt.
Die Wege, die von Arrecife nach den wenigen und entfernten Dörfern der Umgebung führen, sind öde Pfade durch
schwarze nackte Lavawüsten. Dennoch ist die Lage Arrecifes, im ganzen als großes Landschaftsbild betrachtet, keineswegs
ohne Reiz. Ringsum nämlich erheben sich auf der Landseite der Stadt, ein großes Amphitheater bildend, einige dreißig
bis vierzig hohe und in schöngeformter Kette zusammenhängende Vulkane, deren höchste bis über 2000 Fuß aufsteigen.
Da sie ganz nackt sind und da alle Gegenstände, an denen durch Vergleichung das Höhenmaß bestimmt werden könnte,
fehlen, so erscheint jene Vulkanreihe nach bedeutend höher und großartiger, als sie in der Tat ist. Abends werden sie von
der untergehenden Sonne mit den prachtvollsten Farben bemalt, insbesondere ein dunkel gesättigtes Violett, welches zu
der intensiven Flammenglut des Abendhimmels meist in lebhaftem Kontraste steht. Die Farben des Himmels und des
Meeres sind hier überhaupt prachtvoll und sie ersetzen uns einigermaßen den Mangel der wundervollen subtropischen
Vegetation, welche uns in Orotava und Icod so manche genußreiche Stunde bereitet hatte.
An Spaziergängen und Exkursionen ist unter diesen Umständen in Arrecife nicht zu denken. Die einzige landschaftlich
schöne Partie ist Haria an der Nordseite der Insel, welches wir in den ersten Wochen unseres hiesigen Aufenthalts
besucht hatten. Dagegen machen wir täglich eine Exkursion auf das Meer hinaus, um teils mit dem feinen Netze pelagisch
zu fischen, teils mit dem Schleppnetz (Dredsche) den Grund des Hafens und der Lagune abzusuchen, welche zwischen
Hafen und Kastell liegt. Ein großer Teil dieses frachen Wasserbeckens sowie überhaupt ein großes Stück der flachen
vulkanischen Küste wird bei der Ebbe trockengelegt, und zwischen den Steinen finden wir dann eine Menge kleiner
Seetiere, Mollusken, Krebse, Würmer usw. sowie sehr schöne, festsitzende Schwämme und Aszidien. Doch ist diese
Ausbeute bei weitem nicht so
|
Faxsimile (Scan) dieser Textseite.
|