passat hier sehr fühlbar ist und nur selten durch
Windstille oder durch einen Südwind unterbrochen wird. Durch die meist hochgehenden Wellen wird die Fischerei mit den
feinen Netzen und besonders auch das Schöpfen der Siphonophoren, welches in großen Glasgefäßen geschehen muß, sehr
erschwert, in dieser Beziehung ist das Mittelmeer weit angenehmer. Einmal neulich gingen die Wellen so hoch, daß wir
beinahe Schiffbruch litten. Drei große Sturzwellen schlugen nacheinander in unser Boot, welches augenblicklich sank
und nur dadurch flott gehalten wurde, daß wir alle vier nebst dem Bootsmann mit unseren Glasgefäßen und Eimern 1/4 Stunde
lang das Wasser ausschöpften. Natürlich waren wir vonoben bis unten vollständig durchnäßt und mußten in Kleidern ans
Land schwimmen. Es war eine Szene unbeschreiblicher Verwirrung, da alle unere mitgenommenen Fischapparate durcheinander
schwammen und die Gläser natürlich in tausend Stücke gingen. Dr. Greef, der nicht allzuviel Courage besitzt,
schrie ganz außer sich; ich hatte große Angst um Miklucho, dem einzigen von der Gesellschaft, welcher nicht schwimmen
konnte, seinerseits aber mit großer Kaltblütigkeit des Boot sinken sah. Glücklicherweise ging das Abenteuer, welches
leicht ernster hätte werden können, ohne schlimme Folgen vorüber und gab uns nachher sehr viel zu lachen.
Diese und andere kleine Abenteuer unserer Barkenfahrt sowie auch unsere täglichen, ohne Unterbrechung fortgesetzten
Seebäder nach Sonnenuntergang gaben den Bewohnern von Arrecife sehr viel Unterhaltungsstoff, und die "quatro
Naturalistas alemanos" sind für diesen Winter hier der interessanteste Gesprächsgegenstand. Natürlich wird
unendlich viel über uns gefabelt und phantasiert; nach der Ansicht der meisten Arrecifer ist unsere Zoologie nur
Simulation; der eigentliche Zweck unseres hiesigen Aufenthalts ist, die Insel auszukundschaften, weil die
preußische Regierung die Absicht hat, mit ihrer Flotte die Kanarischen Inseln zu erobern!! Nach einer anderen
Version sind wir französische Spione! Seitdem man herausgebracht, daß wir nicht "Katolico" sind, gelten wir
auch nicht mehr für Christen, und unsere Instrumente, Mikroskope usw., haben uns überdem noch in den Ruf wirklicher
Hexerei gebracht! Da man uns mit Sicherheit prophezeit hatte, daß unsere täglichen oder vielmehr nächtlichen
Seebäder in dieser Jahreszeit unfehlbar töten würden, wir aber im Gegenteil uns sehr wohl dabei befinden, so sollen
wir durch eine Zaubersalbe gegen alle Krankheiten geschützt sein, und viele Leute sind schon aus verschiedenen
Teilen der Insel gekommen, uns zu konsultieren. Kurz, wir werden hier, sobald wir auf der Straße oder in der Fonda
erscheinen, von den guten Bewohnern Arrecifes mit einen besonderen Gefühl betrachtet und gegrüßt, welches aus
Ehrfurcht, Grauen, Bewunderung und Abscheu zusammengesetzt ist. Insbesondere die Kinder haben vor dem "weißen
Deutschen" (Alemano blanco) die größte Furcht und laufen schreiend in ihre Erdhütten, wenn wir abends nach dem
Strande wandern. Unser Bootsmann dagegen, welcher uns
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