kleine Boot, in dem wir täglich mit Don Florentio und Don JUan hinausgefahren waren, um die
schönen Siphonophoren und Radiolarien zu fischen. Unsere Arrecifer Freunde, namentlich unser guter portugiesischer Wirt
Don Domingo, und Don JOse Baron, dem wir so viele Freundlichkeiten verdankten, wehten uns noch lange vom Kai die
letzten Grüße zu; das kleine Boot durchschnitt rasch den viel durchsuchten Puerto del Arrecife, an dessen Gestade uns fast
jeder Stein ein alter Bekannter schien, und wir kletterten bei einbrechender Dunkelheit an den hohen Flanken des
stattlichen Dampfers "Greatham Hall" empor, in dessen geräumigen und trefflichen Kabinen wir sehr angenehme
Aufnahme fanden. Außer uns war nur noch ein Passagier erster Klasse an Bord, ein nordamerikanischer Tourist in meinem
Alter, Mr. Havely, an dem ich bereits viel Gefallen gefunden habe.
Die englischen Dampfer dieser Linie sind die einzigen Dampfer, die überhaupt Lanzarote berühren. Jeden Monat geht
ein Dampfer von London nach Lissabon, Cadiz, besucht von da Teneriffa, las Palmas, Gran Canaria, Lanzarote, berührt
dann die afrikanische Westküste an fünf Punkiten: Mogador, Saphi, Mazagan, Casablanca und Tanger, und kehrt von hier
über Gibraltar und Lissabon nach London zurück. Das "Greatham Hall", mit dem wir fuhren, ist das größte und
geräumigste Schiff der Linie, und die mächtigen Wellen, die der heftige Nordwestwind bei unserer Abreise emporwarf,
vermochten ihm nicht viel anzuhaben. Der erste Offizier des Schiffes ist ein Deutscher, Herr Oppen aus Westfalen.
Es wurden gerade am Leuchtturm von Puerto Naos die Lichter angezündet, als der Steamer die Anker lichtete. Die
ganze folgende Nacht über war die See sehr bewegt, ebenso am Sonntag, den 3. März. Montag früh wurde die afrikanische
Küste sichtbar, und um 10 Uhr ging der "Greatham Hall" (nach 40stündiger Fahrt) im Hafen von Mogador vor Anker. Die
Stadt nahm sich von Bord gesehen sehr stattlich aus, umgürtet von einer hohen weißen Mauer mit durchbrochenen Zinnen,
an den Ecken mit Türmchen geziert. Hohe Moscheen mit schlanken Minaretts überragen die weiße Häusermasse, an welcher
nirgends Fenster sichtbar sind. Über der Stadt erheben sich aus dem flachen sandigen Strande langgestreckte
Hügelreihen mit immergrünem Buschwerk bewachsen, ein langentbehrter Anblick.
Es dauerte ziemlich lange, ehe die Hafenpolizei an Bord kam und uns die Erlaubnis überbrachte, am Gestade Seiner
Majestät des Kaisers von Marokko zu landen. Das erste Boot, welches sich dem Schiffe näherte, sah schon afrikanisch
genug aus: lauter weiß vermummte Gestalten mit schwarzen und dunkelbraunen Gesichtern. Andere Boote gleicher Art
folgten, und bald war das Verdeck mit diesen fremdartigen Gestalten bevölkert, die in arabischem Kauderwelsch
durcheinanderschrien und gestikulierten und uns einen Vorgeschmack von den Bildern gaben, die unserer am Lande warteten.
Die Ehre, unsere Personen an Land zu bringen,
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