wie die arabischen Moscheen. In den größeren Straßen sind alle nach der Straße offenen Räume
Verkaufsläden, meist so eng, daß neben der aufgehäuften Ware meist nur noch Platz für den Verkäufer bleibt, welcher
mit gravitätischer Ruhe, mit untergeschlagenen Beinen (nach türkischer Sitte) neben der Ware sitzt. Die Handwerker
haben meistens keine besondere Werkstatt, sondern verrichten ihre Arbeit auf offener Straße, wo auch die meisten
Geschäfte abgeschlossen werden.
Die Straßen sind überaus schmutzig, da aller Unrat aus den Häusern einfach auf die Straße geworfen wird, wo er so
lange liegen bleibt, bis einer der vielen halbwilden herrenlosen Hunde, die massenhaft in allen Straßen herumlaufen,
sich desselben erbarmt. Im seltsamen Konstrast mit diesem Schmutze steht die blendend weiße Farbe, mit welcher alle
Häuser und Mauern, selbst die Festungsmauer der Stadt nicht ausgenommen, angestrichen sind, und welche sich im Innern
der Häuser ebenso auf Fußboden und Decke wie auf alle Mauern erstreckt. Gewaschen und gescheuert wird selten oder
nie; aber auf den immer frischen weißen Anstrich wird sehr sorgfältig gehalten.
Ist nun so schon das Äußere und Innere von Mogador seltsam und auffallend genug, so ist es noch weit mehr die
äußerst bunte und fremdartige Bevölkerung, welche sich in demselben durcheinander drängt. Von der kohlschwarzen
Rabenfarbe des typischen Bornu-Negers bis zu dem reinen Weiß des nordischen Europäers sind hier alle verschiedenen
Farbenabstufungen vertreten; vorherrschend allerdings das dunkle Braungelb des Arabers der Westküste. Gesichter und
Gestalten sind zum größten Teil höchst charaktervoll, viele davon entschieden schön zu nennen. Man sieht fast nur
Männer; die Weiber der Moros gehen nur selten aus dem Hause, und dann ist ihr Gesicht vollständig verschleiert, sodaß
bloß das linke Auge frei bleibt. Häufig sieht man jüdische Frauen auf der Straße und unter diesen viele sehr feine
Gesichter mit schönen zarten Teint.
Die schönsten von allen Gestalten Mogadors sind aber die weißen Araber, namentlich die älteren Männer, welche zum
Teil wirklich lebendigen antiken Marmorbüsten gleichen. Sehr hohe, freie Stirn, schön gebogene kräftgie Nase, fein
geschnitene LIppen, dunkelglühende Augen, vollen und glattes, rabenschwarzes Haupt- und Barthaar lassen diese
Männer in der Tat als vollendete Muster kaukasischer Männerschönheit erscheinen. Nicht minder schön und kraftvoll als
die Gesichter sind aber auch die Gestalten, mit ebenso maßvoll als ausgeprägt entwickelter Muskulatur, höchst malerisch
in den weißen Burnus gehüllt, welcher das allgemeine Kleidungsstück der gesamten wohlhabenden Bevölkerung bildet.
Der Faltenwurf dieses über die Schultern geworfenen Schals ist ebenfalls äußers malerisch und wetteifert mit dem der
griechischen Statuen.
Bunte Farben sind im allgemeinen nicht bei den höheren Ständen Sitte, abgesehen von der blauen Schärpe und dem roten
Turban, den viele tragen. Um so bunter sind dagegen die Soldaten, namentlich die
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