buntgemischte Zuschauerkreis von Männern und Kindern aller Farben, welche mit der
lebhaftesten Teilnahme und Gebärdensprache der Handlung folgen und zeitweise durch lautes Geheul ihren Beifall zu
erkennen geben.
Die Weiber sind auch hier ausgeschlossen. Sie werden von den Arabern nur als nützlich Haustiere betrachtet und
demgemäß behandelt. Die tiefverschleierten Frauen, denen man begegnet, sind meistens wie Lasttiere bepackt. An den
Vergnügungen haben sie keinen Anteil.
Die Akteure bei jenen Possen sind meist jüngere Neger, welche sich durch viel größere Lebhaftigkeit und erfindersiche
Phantasie vor den weißen Arabern auszeichnen, welche ernster und bedächtiger sind. Sehr liebenswürdig erscheinen besonders
die Negerkinder, deren Kopf bis auf ein kleines gelocktes Schwänzchen auf der Höhe des Scheitels ganz kahl geschoren
ist. Viele Neger sind auch auf Brust, Gesicht und Armen tätowiert.
Mittwoch, den 6. März, Exkursion in das Gebirge. Ein herrlicher Tag, der uns eine Fülle schöner Naturgenüsse brachte.
Dr. Greef und ich unser amerikanischer Reisegefährte Mr. Havely ritten auf drei munteren Maultieren etwa
2 Meilen weit in das Gebirge hinein, welches sich südlich von Mogador erhebt, jenseits des Mogadorflusses, der 1/2
Stunde unterhalb der Stadt sich in das Meer ergießt. Begleitet waren wir von 3 Führern und von einem bewaffneten
Soldaten, welchen uns der amerikanische Konsul verschafft hatte. Da räuberische Beduinen oft so nahe an die Stadt
heranstreifen, daß Raubüberfälle in der nächsten Nähe vorkommen, so ist es nötig, sich auf allen Exkursionen von einem
bewaffneten Soldaten begleiten zu lassen.
Wir ritten zunächst, nachdem wir den Mogadorfluß überschritten und die Hütten einiger arabischer Bauern besucht
hatten, in einem Gelände von sandigen Hügeln hinauf, welches sich in mehreren Reihen hintereinander höher und höher
erhebt. Während die dem Meere zunächst gelegenen Hügelreiehn nackte Dünen sind, werden die weiter in das Land sich
hineinziehenden dichter und dichter mit Grün bedeckt. Weiter unten ist es vorzüglich das dichte Buschwerk eines
mächtigen, oft baumartig werdenden Ginsterstrauches, welches die Vegetation beherrscht. Dieser Ginster scheint
derjenigen, welcher die Höhen des Piks von Teneriffa bedeckt (der Retama blanca), sehr öhnlich zu sein und trägt
gleich diesem weiße, herrlich duftenden Blüten. Als wir höher hinaufritten, mischten sich zwischen diese
Ginsterbüsche (Spartium<(I>) zahlreiche, dunkle, immergrüne Busche der Steinlinde (Phyllegrea) und des
wilden Ölbaums. Der letztere (hier "Argentero" genannt) bildete auf manchen der nun folgenden Hügel förmliche Wälder
und erhob sich hie und da zu prachtvollen Exemplaren mit mächtigen Stämmen von 40-50 Fuß Höhe, 3-4 Fuß Durchmesser und
höchst charaktervoller Gestalt.
In dem Schatten dieser wilder Ölbäume hatte sich eine prachtvolle Frühlingsvegetation zu duftender Blüte entwickelt,
vornehmlich aus
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