Efeu, Opuntien, Agaven, duftigen
Blumen und Rankengewächsen reich geschmückt. Auf einem tiefer gelegenen Vorsprung steht eine Kirche mit Säulenhalle,
die geschickte Nachahmung eines altgriechischen Tempels, gegenwärtig als Garnisonkirche für die Besatzung der Feste
benutzt. Eine Hauptzierde aber dieses Bildes, wie der meisten korsiotischen Landschaften, sind die zahlreichen
schwarzen Zypressen, welche überall in Gruppen verteilt dem farbenglänzenden Gemälde Tiefe und Kraft verleihen.
Wahrhaft großartig und prächtig ist die Aussicht vom höchsten Punkte der Zitadelle, deren Besuch auch nicht der
vorübereilende Wanderer, der nur wenige Stunden weilt, versäumen sollte. Hier umspannt unser Blick mit einem Male den
ganzenn herrlichen Gebirgssee, zu unseren Füßen die schimmernde weiße Stadt mit ihren Mauern und Türmen, ringsum das
reiche, mit dem üppigsten Grün geschmückte Gartenland, Ölwälder mit eingestreuten Zypressen, Orangen- und Limonenhaine,
hier und da Wein- und Kornfelder; freundliche weiße Dörfchen allenthalben zerstreut, von zierlichen griechischen
Glockentürmen überragt; und das alles übergossen vom Schimmer der hellenischen Sonne und gesättigt mit den wärmsten
Farben, alles gehoben von dem tiefen Blau des Meeres und eingeschlossen in den schneebedeckten Gebirgskranz. Und dazi
eine friedliche, stille Bevölkerung, die im sorglosen, behaglichen Stilleben ihre Tage nach Art ihrer phäakischen Vorfahren
verträumt, deren einzige Sorge der gute Ausfall der Olivenernte, des Hauptreichtums der Insel bildet.
Die Stadt Korfu selbst bietet wenig Bemerkenswertes dar. Wie bei den meisten Städten des Orients entspricht
das schmutzige, enge und unwohnliche Innere wenig dem bestechenden Glanze des äußeren Anblicks. In dem Labyrinthe
von engen, winkelingen Gassen, die steil, zum Teil auf Treppen, bergan steigen und wunderlich durcheinander und
übereinander laufen, kann sich der Fremde selbst nach wochenlangem Umherirren schwer orientieren. Auch die
sogenannten Hauptstraßen der Stadt sind nicht gerade glänzend und nur durch die Reihen von venetianischen
Säulenhallen ausgezeichnet, ähnlich wie die Portikus von Bologna. In den offenen Läden zu ebener Erde sieht es
so farbenreich aus, wie in einem orientalischne Basar. Früchte aller Art, Öl, Käse, Tabak, Mais, Honig und die
verschiedensten Hausutensilien werden da bunt durcheinander feil gehalten. "Pantopolien" (oder Laden für alles)
heißen diese vollgestopften Magazine. Die griechischen Überschriften anderer Läden zeichnen sich durch ihre
hübsche Zusammensetzung aus, so z. B. "Arabositocapnopolion", d. h. Verkauf von Mais (arabischem Korn) und
Tabak. Buntes orientalisches Leben wogt in diesen engen Gassen durcheinander; und wie sich in jeder Beziehung
Orient und Okzident in Korfu die Hand reichen, so ist auch die Bevölkerung seiner Gassen ein sonderbares Gemisch
von Italienern und Griechen, Dalmatinern und Türken. Am meisten zeichnen sich durch ihre malerische Nationaltracht
die Albanesen und die Griechen des Peloponnesses aus, einen roten Fez mit
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