blauer Quaste auf
dem Kopfe, einen Schaufspelz oder eine gestickte bunte Jacke um die Schultern; um die Lenden den weiten, weißen,
faltenreichen Leibrock (Fustanella), der durch ienen breiten roten Gürtel zusammengehalten wird, und in diesem
letzteren ein ganzes Arsenal von alten Messern, Dolchen, Pistolen usw.; an den Füßen Sandalen oder gelbe, vorn
aufgebogene Schnabelschuhe. Als besondere Charakterfiguren fallen uns die zahlreichen griechischen Geistlichen auf,
malerische Gestalten in langem, faltigem scharzen Talar mit breitem Gürtel, auf dem Haupte eine hohe, schwarze
Tiara von der Form eines Zylinders mit verengter Mitte; die meisten von diesen Popen, namentlich alle älteren,
traten sehr lange, oft bis über den Gürtel herabwallende Bärte, die ihnen trotz ihres habituellen Schmutzes ein
ehrwürdiges Ansehen verleihen. Dazwischen erblicken wir häufig im Gewühl der Gassen lässig umherschlendernde
türkische Marinesoldaten und Matrosen von einem Kriegsdampfer der Pforte, der in Korfu Kohlen einnimmt; nicht minder
oft stramme englische Seesoldaten von einem hier stationierten Panzerschiffe, ferner Matrosen der verschiedensten
europäischen Nationen, deren Schiffe im Hafen ankern. Auch an einzelnen Negern, Ägyptern, Armeniern und anderen
Figuren des Orients fehlt es in dem Gassengewühl von Korfu nicht; dazwischen zeigen englische, deutsche und
österreichische Touristen regelmäßig die Ankunft eines griechischen oder eines Lloyd-Dampfers an.
Bei dieser Mischung der verschiedensten europäischen Elemente geht es in den engen Gassen von Korfu ziemlich
laut zu. Doch fehlt das tosende Getümmel und das vielstimmige Geschrei, das den Verkehr in den süditalienischen
Städten charakterisiert; das ruhige und gelassene Gebaren des Orients herrscht bereits vor. Auch ist die
eingeborene Bevölkerung nicht zudringlich und dem Fremden lästig, sondern höflich und eher zurückhaltend. Die
Landessprache ist eine Mundart des Neugriechischen. Italienisch wird daneben viel in der Stadt, auf dem Lande aber nur
von den Gebildeten gesprochen. Doch trat selbst im ionischen Parlamente erst 1851 des Neugriechische an Stelle des
Italienischen. Übrigens schmeichle sich niemand mit der Hoffnung, seine guten Kenntnisse des Altgriechischen für
das Verständnis des neugriechischen Dialekts verwerten zu können. Da hilft weder Homer noch Thukydides! Nicht allein
ist die Aussprache gänzlich verschieden, sondern auch die Grammatik ist sehr verändert und viele der gebräuchlichsten
Wörter ganz abweichend, wie z. B. Wasser = Neró (altgr. Hydor), Wein = Krassi (altgr. Oinos),
Brot = Psomi (altgr. Artos).
Wenn die Bevölkerung von Korfu zum größeren Teile griechischen Ursprungs ist, so erscheint das hellenische Element
doch hier nicht weniger als in anderen Teilen Griechenlands mit fremden Zuflüssen vermischt. Ein wirklicher
Stammbaum der korsiotischen Bevölkerung, namentlich der Stadt, würde gewiß die wunderlichste Zusammensetzung ergeben.
Vermöge ihrer günstigen Lage und natürlichen Beschaffenheit war die Insel schon seit grauem Altertum der zentrale
Knotenpunkt für
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