die adriatisch-mediterrane Schiffahrt, und insbesondere für den nachbarlichen
Verkehr zwischen Italien und Dalmatien einerseits, Griechenland und der Türkei anderseits. Das Aufblühen der
Dampfschiffahrt konte den regen maritimen Verkehr nur steigern, und so hat denn namentlich der österreichsiche Lloyd
hier schon seit mehreren Dezennien eine seiner wichtigsten Stationen.
Auch auch davon abgesehen, hat schon der vielfache Wechsel der Besitzer und Beherrscher von Korfu viel zur
Mischung der Bevölkerung beigetragen. Nächst dem griechischen Element ist bei weitem am mächtigsten das italienische;
aber auch das jüdische ist stark vertreten, in geringerem Maße das türkische und slawische. In neuester Zeit hat auch
der germanische Stamm einen Beitrag geliefert, indem die Insel ein halbes Jahrhundert hindurch unter dem Portektorat
der Engländer stand. Spuren dieser mannigfaltigen Schicksale sind ebenso an der Bevölkerung wie am Lande selbst
sichtbar. Verhältnismäßig gering ist die Zahl der Altertümer, obwohl zu vermuten steht, daß erneute sorgfältige
Nachgrabungen auch hier noch viel Merkwürdiges zutage fördern werden. Darauf deuten zahlreiche MÜnzen und Brüchstücke
von Marmorskulpturen, welche gelegentlich beim Umgraben in Gärten und Feldern gefunden werden. Einzelne, zum Teil sehr
schöne Fragmente sind im Besitze des deutschen Konsuls, Herrn Fels. Von größeren Altertümern ist wenig erhalten:
unbedeutende Reste eines alten griechischen Tempels und ein vor der Stadt gelegenes Grabmal des Menekrates. Oft hat
Korfu im Altertum und Mittelalter seinen Herrn gewechselt. Korinth, Athen, Sparta haben es abwechselnd besessen. Dann
geriet es unter die Herrschaft der Mazedonier, später der Römer. Im Mittelalter haben die Byzantiner, die Normannen,
die Osmanen und die Venezianer hier festen Fuß zu fassen gesucht. Jeder Besitzer hat Spuren seiner Herrschaft hinterlassen.
Ganz vergeblich würde dagegen der begeisterte Leser des Homer hier wie auf den anderen ionischen Inseln nach wirklichen
echten Resten aus den Zeiten der Odyssee suchen; und wenn die Sage Korfu mit dem Scheria des Homer identifiziert,
und eine der lieblichsten Episoden der Odyssee - das Zusammentreffen des schiffbrüchigen Odysseus mit der Königstochter
Nausikaa - an das Flüßchen Potamó, eine Stunde von der heutigen Stadt Korfu, verlegt, so ist diese artige Lokalisation
der alten Heldensage zwar durch die unvergleichliche Schönheit und Üppigkeit der angeblichen Phäakeninsel völlig
gerechtfertigt, aber durch keine handgreiflichen Dokumente, durch keine Überbleibsel von Bauten, Waffen oder
Gerätschaften aus der mythischen Alkinooszeit irgendwie bewiesen.
Zahlreich sind dagegen noch heute die mittelalterlichen Denkmälker, welche an die 400jährige Herrschaft der
Venetianer über Korfu erinnern. Der geflügelte Löwe von San Marco prangt noch immer auf zahlreichen Steintafeln,
welche in die Festungsmauern, die Stadttore, die Hafenwände und Türme eingelassen sind. San Marco heißt noch
|
Faxsimile (Scan) dieser Textseite.
|