die Frage: Soll eins der schönsten, von der Natur am reichsten gesegneten Länder Europas, dessen Umfang denjenigen des
vereinigten Königreiches Großbritannien übertrifft, ewig dazu verdammt sein, unter der Herrschaft eines asiatischen,
höherer Kultur unfähigen Volkes eine Wüste zu bleiben? Sollen ausgedehnte Landstrecken, die mit Seen und Flüssen,
Wäldern und fruchtbaren Ebenen reichlich ausgestattet sind, nur der Wohnsitz unsteter Nomaden und indolenter
Fatalisten sein? Während das übervölkerte Europa alljährlich Scharen fleißiger Auswanderer mit großen Opfern nach
den entlegendsten Erdteilen sendet, bleibt eines der reichsten und fruchtbarsten Länder unseres eigenen Erdteils brach
lieben und ernährt nicht den zehnten Teil der Bevölkerung, die es bei leidlichem Anbau unter einer zivilisierten
Regierung zu ernähren vermöchte. Eine wahrhaft zivilisierte Regierung kann aber die hohe Pforte niemals werden.
Denn mit den Glaubenssatzungen des Islam sind zahlreiche Vorstellungen und Einrichtungen verbunden, welche mit den
Kulturbegriffen des heutigen Europa sich durchaus nicht vereinigen lassen. Wir erinnern nur an die niedere Sklavenstellung
des Weibes, an die blinde Unterwerfung unter ein unabänderliches Schicksal, an die Verachtung jeder geistigen Arbeit und
die Scheu vor der aktiven Arbeit überhaupt. Der Wert und die Bildung des Kulturlebens beruht aber auf der Arbeit!
Schließen wir daher mit dem Wunsche, daß das blutige Drama, dessen erster Akt sich soeben auf der Balkanhalbinsel
abspielt, seine endlich definitive Lösung mit der der Befreiung derselben vom Joche des osmanischen Despotismus finden
möge. Nicht das ist zu wünschen, daß der russische Doppeladler sich dieses ungehobenen Schatzes bemächtige und dem
Panslavismus Vorschub leiste. Vielmehr ist zu hoffen, daß unter der Garantie der vereinigten europäischen Großmächte
ein selbstständiges neugriechisches Reich entstehe, welches zahlreiche germanische und romanische Einwanderer aus dem
Abendlande an sich zieht und damit die fehlenden Keime der höheren Kultur in sich aufnimmt. Dann erst wird dieser
fruchtbare Boden beginnen, die reichen Ernsten zu reifen, zu denen ihn seine natürliche Beschaffenheit, wie die
seltene Gunst des Klimas und der Lage nicht weniger berechtigt, als das benachbarte Italien. Dann erst wird die
herrliche Balkanhalbinsel ein wirklicher Bestandteil Europas werden. Und wenn künftig der Wanderer von Korfu nach dem
nahen Albanien in einer Stunde hinüber fährt, wird er nicht mehr in eine wilde Waldwüste, sondern in einen gesegneten
Olivenhain treten, gleich demjenigen der Phäakeninsel!
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