wurde an Stelle des alten, äußerst
mühsamen und gefährlichen Pilgerpfades ein bequemerer Weg angelegt und über die wildesten Bergströme eine Anzahl von
Brücken gebaut, stark genug, um selbst Pferde und Elefanten zu tragen. Über dem heiligen Fußtapfen des Buddha
selbst erhob sich ein kleiner Tempel.
Der "Sripada" oder der heilige Fußtapfen in der Felsenspitze des Samanala ist aber nicht allein Gegenstand
höchster Verehrung für die Buddha-Religion, der fast zwei Dritten der Inselbevölkerung, die eigentlichen Singhalesen,
zugetan sind. Vielmehr wird derselbe in gleicher Weise als wundertätige Relique auch von den brahmanischen Anhängern
der Hindu-Religion verehrt, zu welcher sich ungefähr ein Drittel der Ceylonbewohner bekennt, die schwarzen Tamilen oder
Malabaren, Eroberer dravidischen Stammes, die von der indischen Halbinsel über die Adamsbrücke herübergekommen sind.
Nach ihrer Legende ist es der Gott Siva, welcher bei seiner Himmelfahrt hier seine Spur hinterlassen hat.
Wieder eine andere Bedeutung wird dem Sripada von den mohammedanischen Arabern beigelegt, die schon sehr frühzeitig
auf ihren unternehmenden Handelsfahrten gegen Osten Ceylon kennenlernten. Nach der arabischen Legende, die aus der
älteren buddhistischen hervorwuchs, rührt der heilige Fußtapfen vom Stammvater des Menschengeschlechts,von Adam
her. Als derselbe nach dem Sündenfalle aus dem Paradiese vertrieben wurde, ergriff ihn ein Engel beim Arm und setzte
ihn auf den Gipfel des nach ihm nunmehr benannten Ceylon-Piks nieder. Gleichzeitig büßte Eve, die schöne Verführering,
ihre Schuld auf dem weit entfernten einsamen Berggipfel Arafath, oberhalb des heiligen Mekka in Arabien. Wenn Adam hier
wirklich all' den endlosen Jammer voraussah, den sein Genuß der Frucht vom Baume der Erkenntnis für das arme
Menschengeschlecht bis auf den heutigen Tag zur Folge hatte, dann ist es freilich kein Wunder, daß sein stehender
Büßerfuß sich tief in den harten Gneisfelsen der Bergspitze einbohrte und daß seine reuevollen Tränen einen kleinen
See bildeten. Noch heute wird diese heilige Flut von den andächtigen Pilgern als wundertätiges Medikament gegen die
verschiedensten Übel getrunken.
Der Islam hat übrigens diese Adamslegende gleich vielen anderen Sagen aus der christlichen Mythologie entnommen.
Denn sie findet sich bereits drei Jahrhunderte vor Mohammed in dem berühmten Kopten-Manuskripte über "die Glaubensweisheit",
aus dem 4. Jahrhundert nach Christus, welches Tertullianus dem großen Gnostiker Valentinus zuschreibt. Hier wird
zum ersten Male der heilige Fußtapfen des büßenden Adam erwähnt und erzählt, wie der Erlöser der Jungfrau Maria mitteilte,
er habe einen besonderen Engel als Wächter über denselben angestellt.
Auch die chinesischen Ceylonpilger haben zum Teil diesen Mythus adoptiert und beziehen den heiligen Fußtapfen auf
Twan-Koo, den ersten Menschen, während andere ihn dem Buddha zuschreiben. Hin
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