lichen Garten, dessen üppige südliche Vegetation uns
in lebhaftes Entzücken versetzte, zu einem alten maurischen Kastell empor, von dessen Zinnen man einen sehr schönen
Blick auf das Schloß genießt. Prachtvolle große Wacholderbäume, Arbutus, Lorbeer, mehrere Pinus-Arten,
einzelne Palmen, dazwischen blühende südeuropäische Lippenblumen und Kreuzblumen riefen mir lebhaft Siziliens
Reize ins Gedächtnis.
Nach einer Stunde Wanderns am Bergeshang traten wir in den königlichen Garten, welcher das Schloß unmittelbar
umgibt; ein schön angelegter Park mit kleinen Wasserbecken, schönen Baumgruppen, Gartenhäusern, Springbrunnen,
Wasserbassins mit Farnkraut usw. Von hier traten wir in das Schloß selbst, welches sehr stolz und kühn malerisch auf
einem jäh abstürzenden Felsen liegt. Der größte Teil des Schlosses ist ein rein maurischer Bau mit der zierlichen
Architektur, welche mir von Amalfi und Palermo her so wohl bekannt erschien. Vom Schloß aus stiegen wir auf eine
südlich davon gelegene Höhe, welche die schönste von allen Aussichten liefert, die das Schloß und seine Umgebung
darbieten. Dann gingen wir auf der nördlichen Seite herab und auf Umwegen nach dem Dorf Eintra zurück. Um 5 Uhr fuhren
wir wieder ab und waren um 9 Uhr abends wieder in Lissabon.
3. Nach den Kanarischen Inseln
Donnerstag, den 15. November, schifften wir uns morgens 9 Uhr bei schönstem Wetter auf der Lusitania ein, dem
kleinen, schnellen Raddampfer, welcher uns in 2 Tagen nach Madeira überführte. Das Schiff war mit Passagieren
überfüllt, da alle Brustkranke, welche sonst über Liverpool und andere Häfen nach Madeira gehen, jetzt der
Quarantäne halber über Lissabon gehen mußten. Unter den Passagieren waren einige dreißig Deutsche, darunter einige aus
Hamburg, Frankfurt, Berlin usw. Da bei weitem nicht ausreichend Betten vorhanden waren, mußten viele in der
gemeinsamen Kajüte schlafen, in welcher auch gegessen wurde. Nach andere mußten auf dem Verdeck bleiben.
Glücklicherweise blieb das Wetter sehr schön, sodaß wir fast den ganzen Tag und nachts bis 2 Uhr auf dem Verdeck lagen.
Greef und ich, als von London kommende Passagiere, hatten den Vorzug, eine besondere Kabine zu bekommen, die
jedoch so eng und heiß war, daß wir nur eine Stunde darin blieben.
Die ganze Fahrt glich einer Spazierfahrt bei herrlichstem Wetter; besonders waren die sternklaren Nächte ganz
prachtvoll, der Mond so hell, daß man ganz deutlich Selbstgeschriebenes dabei lesen konnte. Das Meer wurde nun
schon so tief dunkelblau, wie ich es nur im südlichen Teile des Mittelmeeres gesehen hatte.
Freitag, den 16. November, war was Meer von solchen Massen von schönen blauen Segelquallen bedeckt, daß wir 6-8
Stunden lang durch
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