dichte Schwärme fuhren, und daß gewiß Milliarden davon unser Schiff streiften.
Außerdem sahen wir ungefähr ein Dutzend große Seeschildkröten an der Oberfläche schwimmen.
Sonnabend, den 17. November, kam morgens die Insel Porto Santo in Sicht, ein sehr malerisch geformtes, vulkanisches
Eiland nördlich von Madeira gelegen. Wir fuhren ganz nahe an der östlichen Küste desselben hin, sodaß wir seine
grotesken Felsen und die einsam dazwischen eingeklemmte Stadt recht gut betrachten konnten.
Hinter Porto Santo zeigten sich östlich die Desertas, drei kleine Felseninseln westlich von Madeire gelegen, und nun
erschienen die schönen, hohen Bergkämme der Insel Madeira selbst, der Gipfel in Wolken gehüllt. Unser Schiff fuhr
längs der östlichen Küste hin um das Kap Lorenzo herum nach der Südseite, deren hellgrüne Zuckerrohrfelder sich
prächtig von dem dunklen Rotbraun der vulkanischen Felsen abhoben. Um 3 Uhr nachmittags ließ die Lusitania auf der
Reede von Funchal die Anker fallen, und um 4 Uhr betraten wir das Land von Madeira.
In dem ersten englischen Hotel (Holloway), in welchem wir für die ersten Tage vorläufiges Quartier nehmen wollten,
ließ der Wirt uns eine halbe Stunde auf die Zimmer warten, sodaß wir in ein bescheidenes, daneben gelegenes italienisches
Gasthaus (Giulietti) gingen, in welchem wir recht gut aufgehoben waren und gerade dreimal billiger wohnten.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit dem Besuch einiger Gärten und mit einem Spaziergang am Strande, auf welchem
wir zufällig auf zwei preußische Matrosen stießen. Diese berichteten uns, daßvon den beiden auf der Reede liegenden
Kriegsschiffen das eine die preußische Fregatte "Niobe" sei, welche von hier nach Teneriffa gehe. Gleich darauf
begegneten wir dem Stabsarzt der Fregatte, Dr. Zscheschke, welcher uns freundlichst einlud, ihn morgen an
Bord zu besuchen.
Als wir in unser Hotel zurückkamen, erfuhren wir, was uns schon unterwegs versichert worden war, daß wegen der
Quarantäne jetzt gar keine direkte Verbindung zwischen Madeira und Teneriffa existiere. (Sonst wird diese durch
englische Schiffe der Westafrika-Kompanie vermittelt.) Wenn wir überhaupt noch die Kanaren besuchen wollten, so
mußten wir die erste beste Gelegenheit benutzen, und da für usneren zoologischen Zweck Madeira viel weniger bietet als
die Kanaren, so stieg alsbald der Gedanke auf, ob wir vielleicht mit der Niobe diese Fahrt machen könnten. Unser
erster Gang am Sonntag, den 18. November, galt daher der Erkundigung zu diesem Zweck. Um 10 Uhr fuhren wir im Boot
zu der Niobe hinüber, wo wir vom Stabsarzt und von den Schiffsoffizieren auf das freundlichste aufgenommen wurden.
Der Kapitän Batsch, ein geborener Weimaraner, bewilligte sofort mit der größten Freundlichkeit unsere Bitte, und so
war den unser Schicksal rasch entschieden.
Den Nachmittag benutzten wir, um in Gesellschaft des Dr. Zscheschke einen Ausflug nach dem 2 Stunden
entfernten Cama di Lobos zu machen,
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