Die Luft ware auf der ganzen ersten Hälfte sehr angenehm kühl, wurde aber oben
empfindlich kalt.
Der Weg führte zunächst etwa eine starke Stunde durch gut angebautes Land. Dann folgten 2-3 Stunden dichter
immergrüner Laubwald, größtenteils von baumartigem Heidekraut, Erica arborea, gebildet, neben welchem
außerdem der kanarische Lorbeer und besonders der falsche Lorbeer, Myrica faya s. Faya fragifera, eine
große Rolle spielen. Oberhalb dieses Gürtels folgt eine breite Zone, in welcher fast nur ein seltsamer, fast
graugrüner, halbkugeliger Schmetterlingsblütenstrauch, Adenocarpus frankonioides, den Bimsstein zwischen
Lavablöcken bedeckt. Endlich gesellt sich ganz oben zu diesem die "Retama blanca" (Cytisus nubigenus),
der merkwürdige Ginsterstrauch, welcher schließlich ganz allein einen breiten Vegetationsgürtel um den Pik
bildet.
Um 6 Uhr morgens machten wir eine halbstündige Rast an der Estanzia di cera, eine gut geschützte, zwischen
Lavablöcken versteckte Stelle, an welcher bald ein lustiges Feuer, von Ginsterbüschen genährt, unsere erstarrten
Glieder erwärmte. Um 6 1/2 Uhr gings weiter, über ein ungeheures vulkanisches Plateau 2 Stunden langsam ansteigend,
welches ganz mit Bimssteinen und roten oder rotgelben Lavablöcken bedeckt war. Östlich erschien ein prachtvolles
Kolossales Felsen-Amphitheater, gegenüber dem kolossalen scharzen Pik-Kegel, dessen schwarze, glatte Wände
von weißen Schzneestrahlen zierlich bemalt schien. Nun noch eine halbe Stunde sehr steilen Steigens, und wir
waren in der Estanzia dos Ingleses, dem geschützten Halteplatz, bis zu welchem die Maultiere allein aufsteigen
können.
Nach einstündiger Rast und nachdem wir ein kaltes Frühstuck eingenommen, brachen wir um 10 Uhr aus der
Estanzia dos Ingleses auf Es begann die Besteigung des Kegels, welche äußerst beschwerlich und mühselig war.
Alle Lavablöcke waren mit Eis und Schnee überzogen, sodaß das ohnehin sehr schlimme Hinanklettern wirklich gefährlich
wurde. Die Anstrengung in der scharfen, dünnen Luft war so arg, daß wir alle schon nach einer Stunde unwohl wurden.
Heftige Kopfschmerzen, Kongestionen, Brustbeklemmung stellten sich ein; das Atemholen war sehr erschwert. Einer nach
dem anderen wurde so schwach, daß er tiefer oder höher liegen blieb. Nur drei von der ganzen Gesellschaft erreichten
den Rand des steilen, abegstutzten Kegels, auf welchem sich isoliert der letzte und höchste Aschenkegel erhebt. Der
erste Führer, ich und Herr Wildpret waren diese drei einzigen. Alle anderen hatten sich nach der Estanzia Inglese
zurückgeschleppt.
Nun begann aber der schwierigste und gefährlichste Teil der ganzen Arte, die Ersteigung des Piton, des höchsten, sehr
steilen und glatten Kegelgipfels. Dieser 700 Fuß hohe Trichter hat ganz glatte Wände, aus lockerer Asche und Bimsstein
bestehend, in welche zahlreiche einzelne Lavablöcke eingestreut sind. Der ganze Kegel war mit einer
zusammenhängen
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