Nur unsere regelmäßigen täglichen Seebäder haben wir
ununterbrochen fortgesetzt. Die Temperatur ist übrigens durch die heftigen Stürme sehr wenig alteriert worden und hat sich
fast immer auf 14-15o gehalten; am kältesten Tage sank sie auf 12o R.
Vorgestern wurde die Einförmigkeit useres alltäglichen Lebens durch ein sehr außerordentliches Ereignis unterbrochen,
nämlich durch den Besuch eines deutschen Landsmanns, des (viel in Indien gereisten) Berliners Jagor, welcher
Teneriffa besucht hatte und von dort nach Mogador fahrend, Lanzarote auf 2 Stunden besuchte. Ihr könnte Euch kaum
vorstellen, welche außerordentliche Aufregung dieser europäische Besuch in unserer afrikanischen Expeditionsgesellschaft
hervorrief und wie gierig wir in den wenigen Stunden, die Herr Jagor hier verweilte, ihn über Deutschland usw.
ausfragten; wir empfanden nun doppelt die gänzliche Isolierung auf unserer wüsten Insel. Wir werden nun Lanzarote mit
dem nächsten englischen Dampfboot, welches in den letzten Tagen dieses Monats hier erwartet wird, verlassen. Dieses
Boot geht 10-14 Tage von hier nach Gibraltar, indem es drei Punkte der afrikanischen Küste (Mogador, Casablanca, Tanger)
berührt. Wir werden also Mitte März in Gibraltar eintreffen und von dort nach kurzem Aufenthalt nach Granada und
Madrid gehen. In Granada (Alhambra!) gedenken wir 8 Tage zu bleiben. Falls die Pariser Weltausstellung schon im
April eröffnet ist (wie es heißt), werden wir diese auf der Rückreise mitnehmen, jedoch nur wenige Tage darauf
verwenden. Ende April denke ich in Jena einzutreffen.
4. Yaiza und Montagna di fuego
Der englische Steamer, welcher uns von Lanzarote über Mogador nach Spanien bringen sollte, war in der letzten
Februarwoche in Arrecife zu erwarten. Wir mußten also spätestens am 17. Februar mit dem Einpacken der gesammelten
Schätze beginnen. Ich schloß daher mein zoologisches Laboratorium am 15. Februar und bestimmte den nächsten Tag zu
einer Wanderung nach dem südlichen Teil der Insel Lanzarote, den ich noch nicht kannte und den meine Gefährten
schon 8 Tage zuvor besucht und mir als sehr interessant, obgleich höchst öde und wild, geschildert hatten.
Ich benutzte einen leichten kleinen, mit drei munteren Maultieren bespannten Wagen, welcher dreimal wöchentlich auf der
einzigen Fahrstraße der Insel von Arrecife nach Yaiza geht, dem ansehnlichsten Dorfe des südlichen Teils von
Lanzarote. Der Weg fürht 3 Stunden lang teils durch öde nackte Lavafelder, teils durch Kaktus- und Barillapflanzungen
längs des östlichen Strandes am Fuße einer Kette von vulkanischen Kegelbergen hin. Er berührt ein paar kleine Dörfer,
deren elende Steinhütten inmitten der schwarzen Lavawüste liegen. Dann biegt er sich zwischen zwei hohen Kraterbergen,
wie zwischen den Pfeilern eines mächtigen
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