ordentlich merkwürdig und eigentümlich. Eine ödere, wüstere und
traurigere Landschaft ist nicht denkbar. Das Auge umfaßt hier mit einem Rundblick die ganze südliche Hälfte der Insel
Lanzarote, welche im 16. und 17. Jahrhundert ein blühendes und gesegnetes Land war, um dessen Besitz vielfach
gekämpft wurde. Im 18. Jahrhundert wurde durch wiederholte Ausbrüche des Feuerberges diese ganze schöne und fruchtbare
Landschaft in eine vollkommen tote und nackte Wüste verwandelt. Soweit das Auge reicht, sieht es auf allen Seiten
nichts als den Greuel vulkanischer Verwüstung. Die vorherrschende Farbe des nackten Landes ist kohlschwarz, an
manchen Stellen in ein düsteres Braun, hie und da in lebhaftes Rot oder Gelb übergehend. Vergebens sucht das Auge nach
einer Spur von Vegetation, an deren Grün es sich erquicken könnte Besonders merkwürdig ist der Blick nach Westen und
Süden. Eine ganze Kette von steilen vulkanischen Kegelbergen zieht sich hier in langgestreckter Reihe von der
Montagne die fuego bis zum Meere hin. Nach Süden hin steigt schroff und wild eine Mauer von anderen, noch höheren
Kratern auf. Im Osten wird der Blick durch die Kraterkette beschränkt, welche von Norden nach Süden ziehend, die
westliche und östliche Inselhälfte voneinander trennt. Im Norden endlich zeigen sich die weniger schroffen Bergketten,
welche nach S. Bartholomae und Teguize und weiterhin nach Haria sich erstrecken, und welche wir im Anfang unseres
Aufenthaltes auf Lanzarote besucht hatten. Nordwestlich von der schroffen Felsbastei, welche hier, von den Kratern der
Korona ins Meer fallend, ein außerordentlich kühnes, vertikales Profil zeigen, erblickt man die Inseln Graziosa
und Allegranza, die verhältnismäßig lieblichsten Punkte in diesem schauerlich öden Panorama. Niemals habe ich eine
Landschaft gesehen, die einen so trostlos öden und traurigen, obwohl großartigen und erhabenen Eindruck gemacht hätte; die
tote, alles Wassers entbehende Gebirgsnatur des Mondes kann nicht wilder und nackter gedacht werden. Viele Stellen
würden sich vortrefflich für eine plastische Darstellung von Dantes Inferno eignen.
Um den ganzen trichterförmigen Krater der Montagna di fuego zu umgehen, nahm ich meinen Rückweg auf dem östlichen,
weniger schroff abfallenden Kraterrande, auf welchem ich zugleich noch einen Einblick in die tiefen Trichter mehrerer
kleiner benachbarter Krater erhielt, die sich durch lebhafte gelbe und rote Farbe auszeichneten. Der Abstieg war
ebenso langsam und schwierig.
5. In Marokko
Mogador, Marokko, 7. März 1867.
Afrika! Afrika! So rufe ich seit 3 Tagen stündlich viele Male, liebe Freunde, und wünschte nur, Ihr könntet hier bei
mir sein, um dieses bezaubernde Wunderland mit mir zu genießen. Hatte mir meine Reise
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