gestreckt und prachtvoll im Glanze der Abendsonne leuchtend, die Stadt Mogador mit ihren
zierlich kannelierten Mauern und den niedlichen Türmchen, den runden Kuppeln und den schlanken viereckigen Minaretts.
- Alles schneeweiß wie von Marmor - eine verzauberte Stadt wie aus einem Märchen!
In scharfem Galopp ging es nun noch 1/2 Stunde längs des Wassers über die feuchte Sandfläche hin, und eben vor
Toresschluß noch kamen wir glücklich nach Mogador hinein, wo uns die Datteln in der Fonda Abraham und der spanische
feurige Wein doppelte Erquickung boten. Durch diese herrliche Exkursion erschien uns dieser Tag als einer der lohnendsten
der ganzen Reise, und um so mehr, als wir von der unwirtlichen Küste Mogadors dies am wenigsten erwartet hatten.
Donnerstag, den 7. März. Regenwetter und sehr heftiger Sturm. Der Regen goß in Strömen herab, sodaß Miklucho und
Fol ihre Reise nach Marokko erst um Mittag antreten konnten. Der Amerikaner, Dr. Greeff und ich wurden von
unserem Cicerone in ein kleines Haus im Judenviertel geführt, wo gerade Hochzeit war und wo wir die vielerlei höchst
seltsamen Zeremonien, die bei den sehr orthodoxen Juden Mogadors üblich sind, bewundern konnten. Die Familie fühlte sich
durch diesen europäischen Besuch im höchsten Grade geschmeichelt und doppelt, als ich mein Skizzenbuch hervornahm,
um darin die höchst seltsame Situation zu verewigen. Kostüme, Gesichter, Musik, Bewirtung, Zeremonien - alles
höchst originell und interessant.
Freitag (eben fällt mir ein, daß ich an diesem Tage mein 10jähriges Doktorjübiläum zu feiern habe!) - Freitag, den 8.
März. Heute ist Freitag, mohammedanischer Feiertag. Das Quartier der Moros sieht sehr still und feierlich aus; die
Moscheen sind mit andächtigen Betern gefüllt, welche ihre Schuhe an der Schwelle ausgezogen haben. Christen und
Ketzer überhaupt dürfen die Moscheen nicht betreten. Doch stehen die Türen mit den schönen maurischen Hufeigenbogen
offen und erlauben einen Blick ins Innere, welches sehr einfach, sauber, reinlich und geschmackvoll erscheint.
Gerade als wir durch das Tor wandern wollten, kommt schnellen Schritts ein stattlicher Neger hereingetrabt, eine
prächtige herkulische Gestalt, in der einen Hand ganz gemütlich bei den Ohren eine Hyäne nachschleppend, deren Maul
mit einem Holzklotz verstopft und mit umgebundenen Stricken geknebelt ist. Wir folgen ihm in das nächste maurische
Café hinein, wo die frommen Muselmänner nach vollbrachtem Gebet beim Kartenspiel sitzen, und wo die Bestie, wie ein
eingefangener Fuchs bei uns, geneckt und gereizt wird.
>P>Von hier wandern wir zur Hauptmoschee, wo nach vollendeten Allahdienste die Garnison von Mogador in höchst
malerischer, bunter Gewandung aufmarschiert ist und den Gouverneur beim Herauskommen aus der Moschee mit lautem
wilden Jubel und Geschrei begrüßt.
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