wichtigen Arme des Mittelmeeres vollständig. Die britische Seeherrschaft schien hier einen neuen gewaltigen
Stützpunkt gewonnen zu haben.
Doch da geschah plötzlich das Unerwartete. Im Jahre 1864 erklärte die britische Krone, wohl aus Gründen der
höheren Politik, daß sie das Protektorat der Ionischen Inseln aufgebe und an das Königreich Griechenland abtrete. Die
furchtbaren Befestigungen, deren Herstellung ungeheure Summen verschlungen hatte, wurden in die Luft gesprengt, alles
übrige von England eingeführte Material fortgeschafft und bald war von den zahlreichen Schöpfungen der Engländer nur
wenig mehr übrig. Mit der Garnison zogen auch die meisten englischen Familien wieder fort, die sich hier niedergelassen
hatten und alljährlich eine hübsche Summe Geld ins Land brachten. Die meisten Verbesserungen, die sie eingeführt
hatten, verschwanden nach und nach, dank der unüberwindlichen Trägheit und Indolenz, mit der diese sorglosen
Südländer in den Tag hinein leben und jeden Gedanken an die Zukunft von sich weisen. Sagt je doch die charakteristische
Lebensregel des Orients: "Was du morgen tun kannst, das tue heute nicht!" So verfiel denn eine schöne Einrichtung
nach der andern; der gegenwärtige Zustand der herrlichen Bergstraßen, in denen beim Mangel der nötigen Reparaturen
schon heute große Löcher und baufällige Stellen entstanden sind, zeigt deutlich, was von der Zukunft zu erwarten ist.
Von dem intelligenteren Teile der Bevölkerung wird daher auch der Abzug der Engländer noch oft beklagt und die Zeit der
britischen Vormundschaft erscheint ihnene schon heute, verklärt im Schimmer der Vergangenheit, wie das goldene
Zeitalter der Insel. Wenn man über irgendeine unvollkommene oder unpraktische Einrichtung klagt, lautet die Antwort:
regelmäßig: "Ja, zur Zeit der Engländer war das anders!" Ein alter Bauer versicherte mir sogar alles Ernstes, daß seit
dem Abzuge der Engländer sich das Klima von Korfu wesentlich verschlechtert habe und daß die Olivenernten zu ihrer
Zeit durchschnittlich viel reicher gewesen seien, als gegenwärtig!
Auf vielen der schönsten Punkte von Korfu hatten die Engländer anmutige Gärten und Villen angelegt, in denen sie
während der heißen Jahreszeit die reizendste Villegiatur genossen. Wohl mancher Offizier und mancher Beamte, der jetzt
unter dem ewig grauen Nebeldunst von London, vom Spleen geplagt, seine Tage verbringt, mag mit Sehnsucht an das
verlorene Paradies seiner Villa in Korfu zurückdenken! Die großartigste derartige Villenanlage ist diejenige des
Lord-Oberkommissärs, jetzt Villa reale oder Mon repos genannt. Wenn wir von der Esplanade nach dem Meere
hinabsteigen und 1/2 Stunde südwärts am Strande hingehen, entlang der reizenden Villen und Gärten der Vorstadt
Castrades, so gelangen wir auf eine zungenförmige Halbinsel, Ascesa. Diese prächtige, 1/2 Stunde lange
Halbinsel bildet den östlichen Bord des längst verschlammten, alten Hafens (Porto vecchio, früher Kalikiopulo).
Sie endigt mit einem reizenden Aussichtspunkte, nach der früher
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