dort liegenden "One gun battery"
jetzt nach "El Kanon" oder "Kanoni" genannt. Am Anfange dieser Halbinsel leigt nun die vorerwähnte Villa reale, eine
Parkanlage voll der schönsten Bäume und Buschpartien, mitden herrlichsten Aussichtspunkten auf Stadt und See. Da finden
wir nicht allein die überall auf der Insel kultivierten Bäume des Südens, Olive und Zypresse, Orange und Limone, Feige
und japanische Mispel in ganz vorzüglichen Prachtexemplaren, dazwischen den überall mit Purpurblüten bedeckten
Judasbaumn (Cercis), sondern auch zahlreiche fremde Prachtbäume und Ziersträucher, die in dem subtropischen
Klima dieser geschützten Lage trefflich gedeihen; so namentlich verschiedene Palmen und Baumlilien, Magnolien
und Paulownien, Araukarien und Pittosporen, Pirkunien und Eukalyptus, dazwischen Bananen, Papyrus, Aloe,
Glyzinia, Phormium usw. Inmitten dieser prachtvollen Vegetation erhebt sich auf dem ersten freien Hügelkopfe jener
geschmackvolle Villenbau. Von der Plattform desselben genießt man eine der schönsten Aussichten: unmittelbar zu
Füßen links das schattige Dickicht der üppigsten Vegetation, rechts die phantastisch zerrissene, steil aus dem Meer
aufsteigenden Felsenküste, dann die malerische Zitadelle in ihrer ganzen Länge, wie ein schlafender Löwe vor den
Toren der schimmernden Stadt ausgebreitet, endlich im Hintergrunde der stolze Rücken des Pantokrator mit seinen beiden
Spitzkuppeln, und ringsumher der herrliche blaue Spiegel des großartigen Seebeckens, umschlossen von den
schneebedeckten Bergen von Epirus. Hier soll der schimmernde Palast des gütigen Phäakenherrschers Alkinoos gestanden
haben! Dr. Schliemann, der hier 1868 auf seiner ersten Reise ins homerische Land weilte, glaubt mit Bestimmtheit
diesen Punkt, den Gipfel der paradiesischen Halbinsel, als denjenigen bezeichnen zu können, der vor allen anderen
zur phäakischen Königsburg sich eignete. Und in der Tat, herrlich genug ist er dazu! Homerischer Sagenduft
schwebt über diesem Paradiesgarten!
Die schönste Partie des königlichen Parkes liegt jedoch hinter dem Schloß, wo schattige Laubengänge und Treppenwege,
ganz im dichtesten Gebüsch versteckt, die steilen Felsgehänge hinab zum Meere führen. Hier wuchert der Efeu, die Brombeere,
die Stechwinde (Smilax) und mache andere Schlingpflange in der üppigsten Pracht, alle die alten Baumstämme und
Felsblöcke überziehend und umschlingend. Kaum kann ein Sonnenstrahl durch das dichte Laubdach hindurch dringen! Hier und
da verlocken stille Lauben und anmutgie Bänke zur Ruhe in diesem kühlen Asyl, dessen einsame Stille nur durch die
rauschende Wogenmusik des nahen Strandes unterbrochen wird. Hier unten sind auch in einer reizenden Bucht die
königlichen Bäder versteckt. Etwas weiterhin finden wir, wieder emporsteigend, neue herrliche Aussichtspunkte, von denen
jeder das vorhin skizzierte Bild in neuer Umrahmung uns vor Augen stellt. Noch weiter auf der HÖhe geht der königliche
Park ohne scharfe Grenze
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