in einen prächtigen, alten Olivenwald über, der den größten Teil der
übrigen Halbinsel bedeckt. Folgen wir einem der Pfade, der uns über die nächsten Hügel derselben hinüberleitet, so öffnen
sich uns neue prächtige Ausblicke, bald auf das blaue Meer zur Linken, bald auf den alten Hafen Kalikiopulo zur Rechten.
Das weite Becken des letzteren konnten im Altertum eine ganze Flotte in seinen sicheren Schutz aufnehmen, und längs
seines Ufers erstreckte sich die alte Hafenstadt Paläopolis. Jetzt ist keine Spur mehr von ihr vorhanden, und der
schöne Hafen ist völlig verschlammt. Teilweise wird er zur Austernzucht, teilweise zur Salzgewinnung benutzt. Reizende
Gärten und stille Olivenhaine bedecken die lieblichen Ufergehänge, auf denen einst die Schifferbevölkerung der alten
Kerkyre ihren emsigen Handel trieb. Vor dem engen Eingang des alten Hafens aber liegt in entzückender, weltvergessener
Einsamkeit eine malerische kleine Insel, und auf derselben ein altes Kloster, in dichtem, immergrünem Gebüsch halbversteckt,
überragt von zahlreichen schlanken Zypressen. Das liebliche kleine Eiland führt den Namen Mäuse-Insel oder Ponticonisi.
In einem benachbarten Felsen erblickt die Sage jenes versteinerte Schiff der Phäaken, in welchem Odysseus von Scheria
nach seiner Heimat zurückgeführt wurde und welches zur Strafe dafür der erzürnte Erderschütterer Poseidon in einen
Felsen verwandelte, als es bei der Rückkehr in den heimischen Hafen einfahren wollte. Der Blick von der Kanonenspitze
auf diese einsame Insel mit ihrem Kloster und Zypressengarten, darüber emporragend der edelgeformte Kreuzberg (Monte
stavro), gehört zu den schönsten Ansichten der Insel und ist das gewöhnliche Ziel der kleineren abendlichen
Spazierfahrten. An schönen Frühlings- und Herbstabenden ist die reizende Fahrstraße längs des alten Hafens so belebt wie
ein Korso.
Bei den weiteren Exkursionen, welche wir von der Stadt Korfu aus nach verschiedenen Teilen der Insel unternehmen,
benutzen wir die schönen von den Engländern kunstgerecht angelegten Landstraßen. Zahlreiche anmutige Fußpfade biegen
rechts und links von denselben ab und führen in die Berge hinein. Alle disee größeren und kleineren Wege sind schon
an sich des Besuches wert, ganz abgesehen von ihrem Ziele; denn entweder führen sie längs des malerischen Meeresufers
hin, eine Fülle reizender Aussichten und Durchblicke auf Meer und Gebirge gewährend; oder sie durchschneiden den
herrlichen Ölwald, der den größten Teil der Insel bedeckt. Denn der wichtigste Baum von Korfu ist die Olive,
und wie aller Handel und Wandel der Insel sich um dieses segenbringende Geschenk der Athene dreht, wie die Olivenkultur
und die Ölbereitung die Lebensweise und den Charakter ihrer friedlichen Bewohner bedingt, so ist der Ölbaum auch die
wahre Charakterpflanze der korsiotischen Landschaft; er drückt ihr überall ihr eigentümliches Gepräge auf. Das liegt
nun nicht allein daran, daß der weitaus größte Teil des Kulturlandes mit Oliven bepflanzt ist, sondern mehr noch und
ganz besonders
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