ten umgebene Villen
sind allenthalben auf den Hügeln zerstreut, die kühlen Sommerfrischen der wohlhabenderen Stadtbewohner, die aus der
glühenden Atmosphäre der Stadt sich hierher flüchten.
Noch mehr freilich muten uns die kühleren Villen an, die sich drüben am nordöstlichen Meeresufer angesiedelt haben;
sie atmen beständig die fächelnde Brise ein, welche die schneebedeckten Epirusberge herübersenden. Da ist namentlich
unweit Potamó die reizende Villa Sotiriotissa durch prächtige Lage und sorgfältige Pflege gleich ausgezeichnet. An der
Westseite derselben springt wieder eine malerische, gleich einem Weinblatt eingeschnittene Halbinsel weit nach Norden vor
und schließt eine tiefe Bucht ab; wie bei dem Hafen von Paläopolis glauben wir einen lieblichen Landsee vor uns zu sehen.
Im Grunde dieser Bucht liegen die Dörfer Condocali und Govino; ihre Häuser sind großenteil durch Erdbeben
in Ruinen verwandelt, von Efeu und Stechwinde überwuchert. In Govino finden wir außerdem die Überbleibsel des großartigen
Arsenals, welches die Venetianer hier erreichtet hatten, die Vorteile der natürlichen Lage und des bequemen Hafenbeckens
praktischer ausbeutend als die träge Gegenwart.
Auf weiteren Exkursionen werden am häufigsten die beiden Dörfer Pelleska und Garuna besucht, beide auf
hohem Fels an der steil abfallenden Westküste von Mittelkorfu gelegen. Da die Fahrwege nach beiden Orden langsam
ansteigen und in vielen Windungen hinaufführen, werden wir oben sehr überrascht durch den weiten Ausblick auf das freie
Meer. Tief zu unseren Füßen branden die schäumenden Wogen an den zerklüfteten Klippen. Die nackten, zum Teil fast senkrecht
mehrere hundert Fuß abstürzenden Felswände dieses westlichen Küstenrandes prangen in schönen, warmen Farben: Gelb,
Rot und Braumgrau in verschiedenen Tönen; sie erinnern hierdurch, wie durch ihre groteske Gestaltung und Grottenbildung
an die ähnliche Westküste von Capri, insbesondere an die Szenerie der dortigen "Marina piccola". Die Ähnlichkeit ist bei
Garuna um so größer, als hier unweit der Küste ein paar mächtige, unersteigliche Felskegel frei aus der blauen
Flut emporsteigen, natürliche Turmwarten wie die "Faraglioni" von Capri. Die kleine Häusergruppe von Garuna klebt wie
ein Schwalbennest am Rande einer tiefeingeschnittenen Schlucht, durch welche ein munterer Bach zum Meere hinabstürzt.
Die Rundsicht über die Insel gestaltet sich noch umfassender und reicher von Pelleka aus. Über den Häusern dieses
Bergdorfes erhebt sich eine Hügelwarte, die so recht zur "Landskrone" sich eignet, ein wahrer, entzückender "Luginsland"
und vormals an heiteren Abenden der beliebteste Picknickplatz der englischen Familien. Da haben wir vor uns zu
Füßen das ganze herrliche, mit Dörfern besäte Gartengefilde von Mittelkorfu, in der Ferne östlich die Stadt und
Zitadelle, rechts im Süden die steilen Gehänge des Monte Deca und links im NOrden den höheren, alle überragenden
Pantokrator. Wenden wir uns aber um, so sehen wir die strahlende Sonne ins Meer sinken. Welcher Glanz und welche Farben!
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