weiht ist. Es scheint fast, daß ersterer der
nördliche, letzterer der südliche von den beiden Pfaden ist, die auch gegenwärtig allein noch auf den Gipfel des
Samanala hinaufführen.
Ibn Batuta schlägt auf der Hinreise den schwierigen Baba-Weg (von Norden herauf) ein, auf der Rückreise den
sanfteren Mama-Weg (nach Süden hinab). Auf dem ersteren gelangt er zunächst an den berühmten Affenteich Buzuta.
Die großen schwarzen Affen, die in dichten Scharen die Urwälder an seinen Ufern bewohnen, haben lange Schwänze un de
Bärte wie Männer (offenbar der schwarze Wanderuh, den auch ich in großen Scharen hier antraf). Nach der Versicherung der
Pilger werden dieselben von einem alten König beherrscht, der eine Krone von Blättern trägt, einen langen Stab als
Zepter führt und stets von vier mächtigen, mit Knüppeln bewaffneten Trabanten begleitet wird. In diesen Wildnissen
wimmelt es von den bösen Landblutegeln, der größten Plage von Ceylon. Um sie zu entfernen, betupfte man sie schon
damals, wie noch heutzutage mit Limonensaft. Viele Pilger sollen den massenahften Bissen dieser kleine Teufel unterliegen
und an Verblutung sterben. Durch dichte Wälder, an verschiedenen Teichen und wilden Höhlen heiliger Einsiedler vorüber,
zwischen Felsenschluchten und über Wasserfälle hinauf, gelangte der arabische Gelehrte zur Iskander-Grotte. Diese Höhle,
zu Ehren Alexanders des Großen benannt, enthält herrliches, erquickendes Quellwasser. Über ihr steigt jäh die eigentliche
Felsenpyramide des Wächterberges empor; er ist einer der höchsten Berggipfel der Welt; die wolken liegen tief unter den
Füßen des hinaufklimmenden Pilgers. Die senkrechten Felswände sind nur dadurch zu ersteigen, daß schon seit alters
her Stufen angebracht sind, an denen sich der Hinaufkletternde festhält. Ibn Batuta zaehlte zehn verschiedene solcher
Ketten; die letzte heißt die "Kette der Erkenntnis", weil man hier durch den plötzlichen Blick in einen ungeheuren
Abgrund überrascht wird. Endlich gelangte er wohlbehalten an den Gipfel des spitzen Felskegels und konnte hier
Adams Fußtapfen seine Verehrung bezeigen. Er fand ihn elf Spannen lang und umgeben von neun Nischen oder Opferbecken, in
denen die frommen Pilger reiche Gaben von Gold und Silber, von Rubinen und anderen Edelsteinen niederlegten.
Auch die Rückreise des arabischen Doktors auf dem weniger gefährlichen Mama-Wege ist nicht ohne Interesse. Auch hier
kommt er wieder an Edelsteingruben und Teichen vorüber, besonders aber an dem berühmten Lebensbaume des Paradieses, der
nie ein Blatt verliert. Da ein jeder, der ein solches Blatt gegessen hat, sich völlig wieder verjüngt, so ist er stets
von Pilgerscharen umlagert, die vergeblich auf das Abfallen eines Blattes warten. Höchst wahrscheinlich war dieser
Lebensbaum einer von jenen uralten, mächtigen Buddhabäumen oder heiligen Feigenbäumen, den Bogaha (Ficus religioa);
sie werden noch heute überall
|
Faxsimile (Scan) dieser Textseite.
|