blöcke ihres
Granitbettes; bald bleiben sie vor einer Quermauer, die das letztere riegelartig durchsetzt, stehen und sammeln ihre
klaren Wassermassen zu einem kleinen Teich oder Seebecken an, in dem der Himmel das Spiel seiner ziehenden Wolken
abspiegelt. Allenthalben aber sind diese herrlichen Gewässer von einem üppigen, grünen Rahmen eingefaßt, dessen Reize
weder Feder, noch Pinsel vollkommen wiederzugeben vermögen.
Wohl die höchste Zierde dieser wasserreichen, kühlen Bergbachketten sind die prächtigen Baumfarne, eine der
edelsten Vegetationsformen, von deren Schönheit uns die verkrüppelten Exemplare in unseren Treibhäusern kaum eine
annähernde Vorstellung geben können. Sie ersetzen im Hochlande den Schmuck der Palmen, der fast ausschließlich auf das
heiße Tiefland beschränkt ist. Aus einiger Entfernung sind beide zum Verwechseln ähnlich. In beiden trägt der schlanke,
ungeteilte, hoch aufstrebende Stamm eine einfache Krone von riesengroßen Fiederblättern; diese Wedel sind aber bei den
Farmbäumen viel zarter und feiner, viel tiefer eingeschnitten und viel mehr fiederig zusammengesetzt, als bei den
derberen und robisteren Palmen. Neben diesen Farmbäumen (Alsophila) sind es aber auch niedere, stammlose
Farnkräuter (Angiopteris), die durch die kolossale Größe ihrer 15-20 Fuß langen Wedel an den Ufern dieser
Bergbäche unser höchstes Erstaunen hervorrufen.
Ein anderer Schmuck derselben besteht in den reizenden Lianen, in den mannigfaltigen Schling- und Kletterpflanzen,
die in üppigster Fülle Stamm, Äste und Zweige der Bäume bedecken. Bald hängen sie gleich den zierlichsten Ampeln von den
Kronen senkrecht herab, bald schlingen sie sich rings von Zweig zu Zweig wie bei einem schöngeputzten Weihnachtsbaum;
bald umhüllen sie die mächtigen alten Baumstämme mit einem dichten grünen Mantel; und bisweilen erscheint dieser
letzere mit prachtvollen Blumen wie mit leuchtenden Edelsteinen verbrämt. Besonders sind es unter diesen Lianen die
Orchideen, Ingwer, Gewürzlilien unddie kletternden Pandangs (Freycinetia), die durch die Farbenpracht und seltsame
Form ihrer großen Blütenähren unser Entzücken erregen.
Bald sollten wir aber den Nutzen dieser Lianengeflechte im Urwalde noch näher kennen lernen. Dann nachdem wir oberhalb
des Wasserfalls auf einem Baumstamme über den tosenden Bach glücklich hinüber balanciert waren, führte uns unser
schmaler und beschwerlicher Pilgerpfad in ein Dickicht hinein, dessen Baum- und Strauchmassen durch erstaunliche
Lianengeflechte zu einer geradezu undurchdringlichen Mauer verwebt waren. Keinen Schritt konnten wir seitlich von dem
glatt getretenen Wege abweichen, der nur durch Tausende von Pilgern gangbar erhalten wird. Über eine Stunde stiegen wir
so in einem grünen Tunnel empor, dessen mächtiges Schattendach keinen Sonnenstrahl durchdringen ließ und uns durch seine
kühle Dämmerung die heiße Mühe des jähen Kletterns wesentlich erleichterte. Aber nicht allein dieses kostbare Schattendach
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