form mehrere Ambalams oder Pilgerherbergen. Wir hatten schon
weiter unten mehrere derselben passiert. Diese Gruppe aber war weit ansehnlicher und bildete die letzte Hauptstation auf
dieser Nordseite des Pikkegels. Viele Pilger sind schon hier von den Beschwerden des steilen und steinigen Weges so
ermüdet, daß sie daselbst übernachten, obgleich man von hier bis zum Gipfel kaum mehr als eine starke Stunde zu
klettern hat, freilich sehr mühselig. Andere Pilger rasten hier nur ein paar Stunden und erquicken sich an den
feilgebotenen Früchten oder an Curry und Reis, welchen sie sich selbst am offenen Feuer bereiten. Ein großes solches
Feuer flackerte gerade am oberen Felsrande unter einem Zelte von hohen Bäumen; eine Schar von braunen Singhalesen war
malerisch rings um dasselbe gelagert.
Nach kurzer Rast bei diesem Ambalam und erquickt durch den Genuß einiger saftiger Bananen, brachen wir auf, um die
letzte und steilste Strecke unserer Pilgerfahrt zu vollenden. Es beginnt nun jener berüchtigte und gefürchtete Teil der
höchsten Pik-Pyramide, an welchem auf lange Strecken Treppenstufen in den nackten, jähen, oft senkrecht aufsteigenden
Felsenabhängen angebracht sind, und zur Seite derselben mächtige eiserne Ketten, an denen man sich beim Aufwärtsklimmen
festhalten muß. Manche von diesen Riesenketten, von frommen Pilgern gestiftet, sind wohl über 1000 Jahre alt; die
verwitterten und verrostenden Ringe werden aber stets durch neue ersetzt. Starke eiserne Pflöcke, in den nackten
Gneisfelsen tief eingetrieben, halten von Strecke zu Strecke die klirrenden Ketten fest.
Für Bergwanderer, die zum Schwindel geneigt sind, ist dieser Kettenpfad freilich kein passender Weg, und wir mußten
um so mehr die Klatterkünste der schwarzen Tamilfrauen bewundern, die, mit Säuglingen und Kindern beladen, oft dazu noch
einen Korb mit Lebensmitteln auf dem Kopfe, hier frei hinauf und hinab balancierten, mit den beweglichen Zehen der
nackten Füße sich gleich Vierhändern anhaltend. Aber wenn diese diese Himmelsleiter auch sehr beschwerlich ist und
höchst gefährlich aussieht, so ist sie das doch nur an wenigen Stellen. Denn wenn man, wie es oft geschieht, auf den
schlüpfrigen Steinstufen ausgleitet oder wenn die trügerische Kette den Händen entschlüpft, so stürzt man nicht in
eine jähe Tiefe, um unten zerschmettert liegen zu bleiben, sondern man fällt in ein weiches, grünes Bette, in dem
höchstens einzeln hervorragende Baumäste uns einige unsanfte Rippenstöße erteilen. So undurchdringlich ist auch hier die
zauberhafte Fülle der wuchernden Tropenvegetation, und so dicht werden die Laubmassen durch schlingende Lianen
verwebt, daß aus der jähen Tiefe vielfach die wogenden Blätterkissen der hohen Baumkronen bis zum Fuße des Wanderers
heranreichen und bei einem unvorsichtigen Fehltritte den Fallenden in ihren weichen Armen auffangen.
Endlich war auch diese letzte Prüfung glücklich überstanden. Nachdem wir die oberste Kettentreppe erklommen hatten,
erblickten wir unmittel
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