Kerzen und
Anschlagen kleiner Glocken, endlich Geschenke an die Priester, bestehend aus Reis, Betel, verschiedenen anderen
Nahrungsmitteln, Silber- und Kupfermünzen. Wunderlicherweise gilt auch das Opfer von alten abgetragenen Kleidungslappen
als verdienstlich; solche hingen in großer Zahl an dem Treppengeländer. Aus dem Munde der Betenden ertönte oft
wiederholt der Ruf Sadu, Sadu! (Heilig, Heilig! Amen, Amen!). Die Mehrzahl der ankommenden Wallfahrer verweilte
nur sehr kurze Zeit auf dem Gipfel und stieg alsbald wieder hinab, nachdem die Andacht beendigt war.
Weit interessanter und erhebender als diese Andachtsübungen der Pilger und die Zeremonien der Priester war für uns das
großartige Panorama, welches die unbeschränkte Aussicht von diesem isolierten Berggipfel darbietet. Mit einem
Blick überschauen wir hier den größten Teil der immergrünen Insel, die in so vieler Beziehung zu den schönsten und
merkwürdigsten der Welt gehört. Allerdings ist das Großartigste an unserem Panorama gerade diese Vorstellung und die
Erinnerung an die tausend herrlichen und interessanten Bilder, mit denen unsere Streifzüge durch dies irdische Paradies
uns bereichert haben. Indem wir hier den Schauplatz derselben von einem Punkte aus rings überschauen, durchfliegen wir
gewissermaßen das Inhaltsverzeichnis des Skizzenbuches, das wir hier mit Feder und Pinsel gesammelt haben.
Hingegen ist der malerische Wert dieses merkwürdigen Panaramas nicht so groß, als er von manchen Reisenden
geschildert wird. Dann so weit das Auge auch nach allen vier Himmelsrichtungen reicht, sieht es nichts als ewig
grünes Waldgebirge, Ketten über Ketten getürmt, Täler an Täler gereiht. So üppig ist der wunderbare Pflanzenwuchs von
Ceylon, daß derselbe alles andere übewuchert und verdeckt. Höchstens kann man an der helleren oder dunkleren Farbe des
immergrünen Inselmantels unterscheiden, ob mehr fruchtreiches Kulturland oder mehr dichter Urwald denselben
zusammensetzt. Selbst in den fruchtreichen Kulturtälern des Saffragam, am südlichen Ende des Adams-Pik, unmittelbar
zu unseren Füßen, sind die zahlreichen Dörfer und Pflanzungen von den hochragenden Kronen der Palmen, der Mango,
Brotfruchtbäume usw. vollständig verdeckt; und ebenso können wir auch in den zahlreichen Plantagen der nördlich vor
uns liegenden Kaffeedistrikte die Bungalows und Hütten nicht unterscheiden. Die einzigen Gegenstände, welche die
immergrüne Inseldecke unterbrechen, sind die glitzernden Silberfäden ihrer zahlreichen Bäche und Ströme; und die
größeren Wasserflächen, die in weiter Entfernung den Sonnenglanz spiegelnd zurückwerfen, die Salzseen von
Hambangtotte im Südosten, der Indische Ozean im Westen.
Indessen ist es vielleicht gerade diese grüne Einförmigkeit, die sanfte Wellenform der gerundeten Gebirgsrücken, die
Mangel phantastischer Felsformen, überhaupt die Abwesenheit aller schroffen Gegensätze, welche dem ausgedehnten
Panorama vom Samanala seine eigentümlich ein
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